Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

LEBEN UNTER DEM EIS

Erde|Umwelt

LEBEN UNTER DEM EIS

Nachdem Wissenschaftler vor Kurzem ein mindestens 1,5 Millionen Jahre altes Ökosystem in einem unterirdischen See der Antarktis entdeckt haben, wird es immer wahrscheinlicher, dass auch in anderen abgeschlossenen Gewässern unter dem Eis Leben existiert. Im riesigen unterirdischen Wostok-See vermuten Wissenschaftler das schon lange.

Die US-Forscher um Jill Mikucki von der Harvard University in Cambridge hatten ein Phänomen am Taylor-Gletscher untersucht, der sich über einem See in 400 Meter Tiefe befindet. Aus dem Gletscher tritt in unregelmäßigen Abständen eine rote Flüssigkeit aus, die gefriert und als „Blood Falls“ bekannt ist. Die Ursache dieses „blutigen“ Ausflusses ist Eisen, also Rost. Rotalgen, wie Forscher einige Zeit annahmen, haben damit nichts zu tun.

Mikucki und ihr Team fanden in der Flüssigkeit Bakterien, wie sie in ganz ähnlicher Form im Meer leben. Daher vermuten sie, dass die Bakterien früher ebenfalls im offenen Meer heimisch waren. Die amerikanischen Forscher stellen sich Folgendes vor: Als sich der Boden der Antarktis vor rund 1,5 Millionen Jahren hob, entstand ein Inlandsee, der nach und nach von einem Gletscher bedeckt wurde. Das Eis schloss das Gewässer mitsamt den Kleinstlebewesen hermetisch ab. Weil der See stark salzig war, gefror er nicht. Dennoch bleibt die Frage: Woher kommt die rote Flüssigkeit?

Mikucki fand die Lösung: Sie entdeckte, dass die Bakterien ohne Sauerstoff und in völliger Dunkelheit eine spezielle Überlebensstrategie entwickelt haben: Mithilfe eines schwefelhaltigen Enzyms als Katalysator nehmen sie Eisen auf, das aus dem Felsboden gewaschen wurde, und gewinnen daraus Energie. Als Stoffwechselprodukt der Bakterien entsteht oxidiertes Eisen, das als roter Ausfluss von Zeit zu Zeit sichtbar wird.

Laut Jill Mikucki könnten diese Erkenntnisse auch erklären helfen, wie es Organismen gelang, die äußerst lebensfeindlichen Bedingungen auf der sogenannten Schneeball-Erde zu überstehen. Nach diesem Modell war die Erde vor etwa 750 bis 580 Millionen Jahren fast komplett von einer Eisschicht bedeckt. Mikucki hält es zudem für denkbar, dass auf dem Mars Mikroben auf ähnliche Weise überlebt haben.

Anzeige

Redaktion: Hans Groth, nachrichten@bild-der-wissenschaft.de

Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

quer|schlä|gig  〈Adj.; Bgb.〉 quer zum Streichen einer Lagerstätte

Grund|säu|le  〈f. 19〉 1 〈Arch.〉 tragende, stützende Säule 2 〈fig.〉 starke Stütze, Unterstützung (z. B. der Universität, der Wissenschaften, der Moral); … mehr

Gramm|mo|le|kül  〈n. 11; Chem.〉 Masseneinheit, diejenige Menge eines Stoffes, deren Masse identisch dem Molekulargewicht in Gramm ist; Sy Grammmol; … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige