Der Grund für diese Wehrhaftigkeit ist ein SdsA genanntes Verdauungsenzym, das die Bakterien absondern. Die Forscher um Gregor Hagelüken untersuchen den Aufbau des Enzyms mithilfe von Röntgenstrahlen und beobachteten es außerdem bei der Arbeit. Sie fanden heraus, dass das Enzym das Molekül Natriumlaurylsulfat (SDS) spaltet, einen Hauptbestandteil vieler schäumender Pflegeartikel und Hygieneprodukte. SDS ist für weniger wehrhafte Bakterien tödlich, da es ihre Zellmembran auflöst. Pseudomonas aeruginosa allerdings kann das gefährliche Molekül nicht nur abwehren, es kann die zerkleinerten Bruchstücke sogar als Nahrung verwerten.
Dank dieser Fähigkeit kann sich das Bakterium auch dort ansiedeln, wo es eigentlich am wenigsten erwartet wird und wo es auch alles andere als erwünscht ist: in Spülmaschinen, Waschmaschinen oder sogar Shampooflaschen. Sorgen machen muss sich der Verbraucher jedoch nicht: „Für gesunde Menschen stellt das Bakterium in der Regel kein Problem dar“, erklärt GBF-Arbeitsgruppenleiter Wolf-Dieter Schubert im Gespräch mit ddp. Nur, wenn es wie in Krankenhäusern bei Operationen direkt mit offenen Wunden in Berührung komme, könne es Infektionen auslösen. Auch Patienten mit der Lungenkrankheit Mukoviszidose sollten den Kontakt mit dem Keim vermeiden.