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Lügnern ins Gehirn geschaut

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Lügnern ins Gehirn geschaut
Notorische Lügner haben nachweisbare Hirnanomalien: Die Struktur der Hirnregion, die für das Empfinden eines schlechten Gewissens zuständig ist, weicht von einer normalen Hirnstruktur ab, haben Forscher aus den USA nun herausgefunden. Ein Überschuss bestimmter Nervenfasern ermöglicht es den krankhaften Lügnern, die Kunst des Betrügens perfekt zu beherrschen. Diese Resultate könnten vielleicht künftig in der Strafjustiz oder der Geschäftswelt angewendet werden, um Betrüger zu überführen, erklären Yaling Yang und Adrian Raine von der Universität von Südkalifornien in Los Angeles.

Bereits in früheren Studien wurde bei Menschen eine erhöhte Aktivität des so genannten präfrontalen Cortex nachgewiesen, wenn sie logen. Der präfrontale Cortex ist für das Empfinden eines schlechten Gewissens zuständig und verantwortlich für die Ausbildung von Moralvorstellungen. Die Forscher um Yang und Raine untersuchten nun mithilfe der Magnetresonanztomographie die Hirnstrukturen von 49 Freiwilligen, von denen 12 krankhafte Lügner waren. Bei den krankhaften Lügnern waren rund 25 Prozent mehr von der so genannten weißen Substanz vorhanden als bei Nicht-Lügnern. Von der grauen Substanz hingegen hatten die notorischen Lügner dafür etwa 14 Prozent weniger, stellten die Forscher fest. Während die graue Substanz vorwiegend aus Nervenzellkörpern besteht, wird die weiße Substanz aus Nervenfasern gebildet.

Dank des großen Anteils an weißer Substanz seien die Lügner in der Lage, die komplizierte Kunst des Betrügens perfekt zu beherrschen, erklärt Raine. Denn ein Lügner zu sein ist nicht einfach: Man muss die Denkweise des Gegenübers kennen und die eigenen Gefühle unterdrücken können, damit der Betrug nicht auffliegt. Je mehr nun aber die Nerven miteinander vernetzt sind, desto leichter fällt einem Menschen das Lügen. Da Gewohnheitslügner weniger graue Substanz besitzen, scheren sie sich auch weniger um Fragen der Moral, erklären die Forscher. Bei Menschen jedoch, die nicht krankhaft lügen, hilft die graue Substanz oder die Hirnzellen, die durch die weiße Substanz miteinander verbunden sind, das Lügen unter Kontrolle zu halten. Autistische Kinder zum Beispiel haben mehr graue Substanz und weniger weiße Substanz im präfrontalen Cortex. Deshalb fällt es diesen Patienten besonders schwer, zu lügen.

Die strukturellen Unterschiede im Gehirn können jedoch nicht für jedes Lügen verantwortlich gemacht werden, erklären die Forscher. Weitere Studien sollen Aufschluss darüber geben, ob andere Gehirnregionen ebenfalls einen Einfluss haben könnten. Letztlich könnten diese Resultate sogar für klinische Diagnosen genutzt werden.

Yaling Yang, Adrian Raine ( Universität von Südkalifornien, Los Angeles): British Journal of Psychiatry (Bd. 187, Nr. 4) ddp/wissenschaft.de ? Katharina Schöbi
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