Für Mäuse ist Anstrengung der beste Koch: Wenn sie nur unter großen Mühen an ein Nahrungsmittel herankommen, avanciert es für sie zur Delikatesse. Diese Beobachtung haben jetzt US-amerikanische Wissenschaftler gemacht. Die Versuchstiere zogen Futter, für das sie eine Leistung erbringen mussten, anderer Nahrung vor, an die sie mit deutlich weniger Aufwand herankamen. Dies galt sogar dann, wenn das mühsam erarbeitete Futter weniger Kalorien enthielt als das leicht zugängliche. Durch die Anstrengung wird das Futter subjektiv als besser schmeckend empfunden, erklären die Forscher den Effekt.
Die Wissenschaftler trainierten den Mäusen zuerst an, für ihr Futter zu arbeiten: Sie mussten einen Hebel drücken, um einen Schluck Zuckerlösung aus einem Trinkbehälter zu bekommen. Der Mäusekäfig war insgesamt mit zwei Hebeln ausgestattet, die mit zwei verschiedenen Trinkbehältern verbunden waren. Diese enthielten zwei geschmacklich unterschiedliche Zuckerlösungen. Nach diesem Training erhöhten die Forscher den Aufwand für eine der Zuckerlösungen stufenweise. Schließlich mussten die Tiere für die eine Zuckerlösung 15-mal den Hebel drücken, während sie die andere Lösung auch weiterhin nach nur einmaligem Drücken erhielten.
Nach 24 Stunden überprüften die Wissenschaftler die Vorlieben der Mäuse in einem anderen Käfig, in dem beide Zuckerlösungen frei zugänglich waren, ohne dass die Nager etwas dafür tun mussten. Die Tiere bevorzugten eindeutig die Lösung, für die sie vorher hart hatten arbeiten müssen. Dieser Effekt trat auch dann auf, wenn eine weniger gehaltvolle Zuckerlösung mit mehr Mühen verbunden gewesen war. Dieser Mechanismus könnte beim Überleben in Zeiten der Nahrungsknappheit hilfreich sein, erklären die Forscher. In Notzeiten sei die Nahrungssuche mit einem besonders hohen Arbeitsaufwand verbunden. Wenn unter diesen Umständen ein Futter besser schmecke als sonst, würde das den Tieren helfen, weniger wählerisch in Bezug auf ihr Essen zu sein. So würden sie auch Nahrungsquellen annehmen, die sie unter normalen Umständen ablehnen würden, schreiben die Forscher.
Alexander Johnson, Michela Gallagher (Johns Hopkins University, Baltimore): Proceedings of the Royal Society B, doi: 10.1098/rspb.2010.1581 dapd/wissenschaft.de ? Meike Simann