Jürgen Engelberth und seine Kollegen aus Gainesville entdeckten jetzt, dass die GLVs Bestandteil eines ausgeklügelten Alarmsystems sind: Maispflanzen können damit ihre Nachbarn vor der Attacke durch Insekten warnen. Bei ihren Experimenten hatten die Forscher zerschnittene und damit künstlich verwundete Blätter in einen Behälter gegeben, in dem gesunde Maispflanzen wuchsen. Kurze Zeit später produzierten die gewarnten Pflanzen ihrerseits Stoffe, die ein internes, genetisches Verteidigungsprogramm starten. Erfolgte dann tatsächlich ein Angriff, konnten die alarmbereiten Pflanzen viel schneller und viel mehr Verteidigungsstoffe produzieren als ohne die Vorwarnung.
„Die GLVs wirken ähnlich wie Impfstoffe“, fassen die Forscher ihre Entdeckung zusammen. „Sie werfen die Verteidigungsmaschinerie zwar an, lassen sie aber nicht mit voller Leistung arbeiten. Das hat einen entscheidenden Vorteil: Wird die Pflanze nicht angegriffen, verschwendet sie keine Energie an ihr Verteidigungssystem. Erfolgt jedoch ein Angriff, ist die Reaktion schneller und stärker.“ Die Wissenschaftler wollen nun untersuchen, wie lange der Vorwarneffekt anhält. Sollte es sich um eine längerfristige Wirkung handeln, könne eine Behandlung von Feldern mit GLVs möglicherweise zur routinemäßigen Insektenabwehr eingesetzt werden.