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Markanter Zungenschlag

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Markanter Zungenschlag
Ein ausländischer Akzent verringert die Glaubwürdigkeit des Gesagten, das haben US-Wissenschaftler jetzt herausgefunden. Jedoch nehmen weder Sprecher noch Zuhörer dies bewusst wahr. Der Hauptgrund für die sinkende Glaubwürdigkeit ist die Tatsache, dass ein Sprecher mit Akzent schwerer zu verstehen ist als ein Muttersprachler. Das Glaubwürdigkeitsproblem erhöht sich nämlich, je stärker der Akzent ausgeprägt ist. Um herauszufinden, wie Menschen auf den Akzent in der Sprache reagieren, verwendeten die Wissenschaftler einfache Aussagesätze wie beispielsweise „Ameisen schlafen nicht.“ Die Studienteilnehmer wussten, dass es sich um den Sprechern vorgegebene Sätze handelte, und bewerteten, ob sie die Aussage eher für falsch oder für wahr hielten.

Der Mensch lernt sein Leben lang neue Dinge, die bedeutendste Quelle dafür sind andere Menschen. Die neuen Informationen werden immer sofort bewertet und vorsorglich erst einmal angezweifelt: Wie realistisch klingt die Information, wie glaubwürdig ist die Quelle, wie sagt es die Person? Ein sehr wichtiger Aspekt dabei ist die Verständlichkeit des Gesagten, das haben andere Studien bereits gezeigt. Warum auch der Akzent eine große Rolle dabei spielt, wie glaubwürdig eine Information ist, kann zwei Gründe haben: Vorurteile oder Verständlichkeit. Im ersten Fall weist der Akzent auf die Herkunft des Sprechers hin. Im anderen Fall ist das Gesagte durch den Akzent schwerer zu verstehen. Um Vorurteile bei der Untersuchung auszuschließen, ließen die Wissenschaftler lediglich Sätze bewerten, die nicht von den Versuchsteilnehmern selbst stammten, sondern die diese lediglich aussprachen.

Am ersten Experiment nahmen neun Sprecher teil: drei waren Muttersprachler, drei sprachen mit schwachem und drei mit starkem ausländischem Akzent. Von jedem Sprecher zeichneten die Psychologen 45 Äußerungen auf. Anschließend spielten sie 30 Muttersprachlern die Aussagen der verschiedenen Sprechergruppen vor. Bei der anschließenden Befragung konnten die Zuhörer verschiedene Bewertungen zwischen den beiden Extremen „definitiv falsch“ und „definitiv richtig“ wählen. Ergebnis: Sprecher mit Akzent wurden deutlich seltener als glaubwürdig empfunden als Muttersprachler ? abhängig davon, wie stark der Akzent ausgeprägt war. Die Zuhörer übertrugen offensichtlich die Verständnisprobleme auf den Wahrheitsgehalt der Aussage.

In einem weiteren Versuch wollten die Wissenschaftler herausfinden, ob sich der Einfluss des Akzents verringerte, wenn die Teilnehmer über diese Wirkung informiert waren. Das Resultat überraschte die Forscher: Nun hielten die Teilnehmer zwar die Aussagen von Sprechern mit schwachem Akzent für ebenso glaubwürdig wie die von Muttersprachlern. Allerdings bewerteten sie die Sätze mit sehr starkem Akzent trotz der Vorwarnung noch immer deutlich schlechter. Dies im Hinterkopf zu haben, sei in vielen Situationen hilfreich, etwa in Bewerbungsgesprächen, Interviews oder beim Umgang mit Augenzeugen, sagt Studienautor Shiri Lev-Ari.

Shiri Lev-Ari und Boaz Keysar (University of Chicago): Journal of Experimental Social Psychology, Online-Vorabveröffentlichung, doi:10.1016/j.jesp.2010.05.025 ddp/wissenschaft.de ? David Köndgen
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