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Mineralwasser-Import: Unsinnige Ökosünde?

Erde|Umwelt

Mineralwasser-Import: Unsinnige Ökosünde?
Mineralwasserflaschen
Mineralwasser in Einweg-Plastikflaschen (Foto: mediaphotos/ iStock)

Es ist geradezu absurd: Obwohl es in Deutschland mehr als 200 Mineralbrunnen und besonders hochwertiges Leitungswasser gibt, importieren wir fleißig Mineralwasser in Einweg-Plastikflaschen von anderswo. Allein 2017 wurden dadurch 800 Millionen Plastikflaschen teilweise quer durch Europa gekarrt – und landeten hier dann auf dem Müll. Absurd auch: Im französischen Ort Vittel sinkt wegen der Mineralwasser-Produktion inzwischen der Grundwasserspiegel, bald muss der Ort über eine Wasserpipeline versorgt werden.

Mineralwasser erfreut sich großer Beliebtheit. Vor allem die französischen Mineralwässer Volvic, Vittel, Evian und Contrex gehören in Deutschland zu den führenden kohlensäurefreien Mineralwassermarken. Diese von den Unternehmen Nestlé und Danone Waters hergestellten Wässer machen einen Großteil der Mineralwasserimporte nach Deutschland aus – und das ist einiges: Allein im Jahr 2017 wurden rund 1,3 Milliarden Liter Mineralwasser importiert.

Importierte Plastikschwemme

Das Problem daran: Dieses Mineralwasser wird in Einweg-Plastikflaschen verkauft. Rund 800 Millionen Plastikflaschen wurden dadurch 2017 über weite Distanzen aus Frankreich, Italien und anderen Ländern nach Deutschland transportiert. Einmal ausgetrunken, landen diese Plastikflaschen im Müll und vermehren den ohnehin enormen Berg an Plastikmüll, den wir Deutschen produzieren. Hinzu kommt: Durch die langen Transportwege und teils besonders schweren Wasserflaschen werden zusätzlich Ressourcen verschwendet und das Klima belastet, wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) berichtet.

Besonders in der Kritik der Umweltorganisation steht dabei die Marke Evian. Denn ihre Plastikflaschen sind besonders dick und schwer und enthalten entsprechend viele Plastik: „Die Nutzung von Einweg-Plastikflaschen, die fast so viel wiegen wie wiederbefüllbare Mehrwegflaschen, ist völlig verantwortungslos“, kritisiert Thomas Fischer, DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft. „Anstatt Ressourcen zu schonen und Abfälle zu vermeiden, verschwenden Konzerne wie Danone Waters in nie dagewesener Maßlosigkeit fossile Rohstoffe.“ Er fordert von Danone Waters den Stopp dieses unökologischen Material-Exzesses.

Doch auch die Natur in einigen Herkunftsregionen des Mineralwassers leidet bereits: „Während der Konzern Nestlé im Ort Vittel jährlich 750 Millionen Liter Wasser abzapft, sitzen die Einwohner bald auf dem Trockenen“, berichtet Fischer. „In Vittel sinkt der Grundwasserspiegel seit 1990 jährlich um 30 Zentimeter.“ Nun wird der Bau einer kilometerlangen Pipeline geplant, um die Bewohner von Vittel mit Wasser aus dem Nachbardorf zu versorgen.

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Die Alternative: regional und Mehrweg

Nötig wäre der Import dieser Mineralwässer nicht: Gerade in Deutschland gibt es reichlich regionale Quellen. So existieren hierzulande rund 200 Mineralbrunnen, von denen viele ihre Wässer in Mehrwegflaschen abfüllen. Durch die bis zu 50-malige Wiederbefüllung und kurzen Transportwege gelten Mehrwegflaschen als ressourcen- und klimaschonender als Einweg-Plastikflaschen. „Auch unser Leitungswasser hat eine besonders gute Qualität und ist eine Alternative zum Plastikflaschenirrsinn“, sagt die stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. Ihrer Ansicht nach ist es daher vollkommen absurd, Mineralwasser länderübergreifend über große Distanzen zu transportieren.

Gegen diese ökologische Absurdität lässt sich etwas tun -ganz praktisch: Wir Verbraucher könnten anfangen, statt Mineralwasser in Einweg-Plastikflaschen lieber Wasser in Glasflaschen zu kaufen oder gleich auf Leitungswasser umzusteigen – das ist in seiner Qualität sogar oft besser als gekauftes Mineralwasser, wie Studien zeigen. Das könnte auf längere Sicht auch Konzerne wie Nestlé und Danone Waters dazu bewegen, etwas an ihrer Einweg-Flaschen-Praxis zu ändern. Doch auch die Politik sei gefordert so die Deutsche Umwelthilfe: Die jetzige Mehrwegquote von nur 43 Prozent sei vom gesetzlichen Ziel von 70 Prozent sehr weit entfernt. Ein erster Schritt könne es sein, eine Abgabe von 20 Cent auf Einweg-Plastikflaschen und Getränkedosen zu erheben. Dann würden sich die Umweltbelastungen durch Einweg-Plastikflaschen zumindest ein wenig in deren Preis widerspiegeln.

Quelle: Deutsche Umwelthilfe DUH

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