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Misstrauensvotum: Verunsicherte Ratten befürchten immer das Schlimmste

Erde|Umwelt Gesellschaft|Psychologie

Misstrauensvotum: Verunsicherte Ratten befürchten immer das Schlimmste
Für verunsicherte Ratten ist der Fressnapf eher halb leer als halb voll: Nach den Ergebnissen britischer Wissenschaftler beeinflusst die Gefühlslage der Nagetiere, wie sie neue Informationen beurteilen. Genau wie deprimierte Menschen erwarten Ratten, die sich in ihrer Umgebung nicht wohl fühlen, eher negative Erlebnisse, während ausgeglichene Tiere neutrale Reize eher mit positiven Erfahrungen verbinden. Diesen Zusammenhang beschreiben die Forscher in der Fachzeitschrift Nature (Bd. 427, S. 312).

Wenn sich ein Mensch schlecht fühlt, tendiert er zu einer pessimistischeren Grundeinstellung als ein zufriedener und ausgeglichener Mensch. Genauso prägt der Grad des emotionalen Wohlbefindens auch das Verhalten von Ratten, entdeckten Emma Harding und ihre Kollegen von der Universität in Bristol. Die Wissenschaftler brachten ihren Testnagern bei, mit zwei verschiedenen Tönen positive oder negative Erfahrungen zu assoziieren. So lernten die Tiere, bei einem bestimmten Ton eine Taste zu drücken, um damit eine Futterration zu erhalten. Erklang ein anderer Ton, folgte dem Druck auf die Taste keine Belohnung, sondern ein für die Tiere sehr unangenehmes Geräusch.

Dann veränderten die Forscher bei einem Teil der Ratten die Haltungsbedingungen: Während einige der Tiere unter normalen Kontrollbedingungen in ihren Käfigen blieben, verunsicherten die Forscher andere immer wieder durch unvorhergesehene Ereignisse. So kehrten die Wissenschaftler beispielsweise den Hell-Dunkel-Zyklus im Käfig der Tiere um, setzten die Ratten in ihnen fremde Umgebungen oder feuchteten die Streu der Nager an. Anschließend spielten die Verhaltensforscher den Ratten Töne vor, deren Tonlage genau zwischen denen der erlernten Töne lag, und beobachteten das Verhalten der Nager.

Die Ratten, die durch die unerwarteten Ereignisse in ihrer Behausung verunsichert waren, waren deutlich misstrauischer als ihre ausgeglicheneren Artgenossen: Sie entschieden sich aus Angst vor negativen Konsequenzen viel häufiger gegen das Drücken der Taste, auch wenn der Ton nicht dem Warnton entsprach. Auch zögerten sie länger mit der Entscheidung, ob sie reagieren sollten oder nicht. Dieses Verhalten deute auf einen sehr engen Zusammenhang zwischen dem emotionalen Zustand der Tiere und der Art, wie sie auf neue Informationen reagieren, schreiben die Forscher. Auch zeigten die Ergebnisse, wie stark die Haltungsbedingungen die Gefühle der Ratten beeinflussen.

ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel
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