Wurden die Mäuse gentechnisch so verändert, dass ihnen MyD88 fehlte, veränderte sich bei ihnen die Zusammensetzung der Bakterienflora im Darm, stellten die Wissenschaftler fest. Gleichzeitig beeinflusste das Fehlen des Proteins auch das Risiko für Diabetes: Wuchsen die modifizierten Nager in einer normalen Umgebung auf, wurde keiner von ihnen zuckerkrank. Wurden sie dagegen in einer sterilen Umgebung aufgezogen, entwickelten etwa 80 Prozent der Tiere Diabetes. Bekamen die “keimfreien” Mäuse allerdings einen Cocktail aus Darmbakterien verabreicht, sank die Erkrankungsrate auf 34 Prozent.
Diese Ergebnisse sprechen für die Hygiene-Hypothese, schreiben die Forscher. Nach dieser Theorie entwickelt ein Organismus eher Autoimmunkrankheiten wie Asthma, Allergien oder eben Diabetes vom Typ I, wenn er nur sehr wenigen Bakterien ausgesetzt ist. Das Immunsystem wird sozusagen durch Bakterien in der Umwelt trainiert, während es in einer relativ keimfreien Umgebung naiv und untrainiert bleibt.
“Es ist sehr wichtig, den Einfluss von Darmbakterien auf das Immunsystem zu verstehen”, sagt Li Wen, die zweite Hauptautorin der Studie. “Dies könnte es uns ermöglichen, das Immunsystem durch die Bakterien zu beeinflussen und so den Körper vor Diabetes und anderen Autoimmunkrankheiten zu schützen.” Allerdings sei bisher noch unklar, ob sich die Ergebnisse der Studie auch auf den Menschen übertragen lassen.