Bei der blauen Beleuchtung reagierte das Gehirn deutlich stärker auf den ärgerlichen Tonfall als bei der grünen, zeigte die Auswertung. Die Aktivität stieg vor allem in einem auf Stimmen und deren Verarbeitung spezialisierten Bereich des Temporallappens sowie im Hippocampus, der dem für Gefühle zuständigen Limbischen System zugeordnet wird. Zudem intensivierte sich im blauen Licht die Zusammenarbeit zwischen der Stimmerkennungsregion, der ebenfalls zum Limbischen System gehörenden Amygdala und dem Hypothalamus, der die vegetativen Reaktionen des Körpers steuert. Zusammengefasst könne man also einfach sagen: Blaues Licht beeinflusst direkt die Verarbeitung von Gefühlen im Gehirn und bereitet es zudem auf eine Reaktion vor, so das Fazit der Forscher.
Ein derartiger Effekt auf die momentane Gefühlslage gehe zwar nicht zwangsläufig auch mit einer nachhaltigen Veränderung der allgemeinen Stimmung einher, wie sie bei einer Lichttherapie zu beobachten ist, so die Wissenschaftler. Dennoch spielen konkrete Gefühlswallungen und akute Emotionen bekanntermaßen eine wichtige Rolle bei der Steuerung der grundlegenden Stimmungslage. Es handele sich bei dem jetzt beobachteten Effekt daher wahrscheinlich um einen der Faktoren, die Lichttherapien überhaupt erst wirksame machen.
Er wird vermutlich jedoch nicht über das fürs Sehen zuständige Lichtwahrnehmungssystem vermittelt. Vielmehr scheint ein erst vor wenigen Jahren entdecktes zweites Wahrnehmungssystem dahinter zu stecken, das auf Sinneszellen im hinteren Bereich der Netzhaut basiert und das vor allem von blauem Licht angeregt wird. Da es unter anderem für die Steuerung der inneren Uhr wichtig ist, scheint eine Lichttherapie einer Depression also eine Art Doppelschlag zu versetzen: Zum einen bringt sie die innere Uhr wieder in den Takt und zum anderen intensiviert sie die Gefühlswahrnehmung.