Ein Extrakt aus Grünem Tee könnte gegen Leukämie helfen, legt eine kleine klinische Studie aus den USA nahe: Ein Drittel der teilnehmenden Patienten sprach auf die Behandlung mit dem Extrakt an, berichten amerikanische Forscher. Die Probanden, die unter chronisch lymphatischer Leukämie litten, bekamen den Wirkstoff Epigallocatechingallat (EGCG) in Kapseln verabreicht, woraufhin sich bei vielen die Lymphknoten verkleinerten, berichten Tait Shanafelt von der Mayo-Klinik in Rochester und seine Kollegen.
Chronisch lymphatische Leukämie ist die in der westlichen Welt am häufigsten auftretende Form von Leukämie. Bei dieser Krebsart werden im Knochenmark zu viele weiße Blutkörperchen, sogenannte
Lymphozyten, gebildet, die dann in die Blutbahnen eindringen. Es ist eine Krebsform, die meist langsam fortschreitet und vor allem Menschen über fünfzig befällt. Bisher kennen die Ärzte weder Risikofaktoren noch eine wirksame Therapie. Der Verlauf dieser Leukämie ist individuell allerdings sehr verschieden: Einige Patienten brauchen keinerlei Behandlung, bei anderen wirken Medikamente gegen den Krebs und weitere sterben trotz Therapie innerhalb von wenigen Monaten.
EGCG hatte sich bereits in Laborstudien und im Tierversuch als wirksam gegen das ungehemmte Wachstum der Blutzellen erwiesen. Ziel der jetzt anschließenden ersten klinischen Studie war es, die Verträglichkeit des Wirkstoffs zu prüfen und die optimale Dosierung zu ermitteln. Dazu verabreichten die Wissenschaftler nun 33 Patienten unterschiedliche Dosen EGCG. Insgesamt vertrugen die Teilnehmer selbst hohe Dosen ohne Probleme, zeigte die Auswertung.
Zudem verringerte sich bei einem Drittel der Patienten die Lymphozytenzahl, und bei der Mehrzahl der Probanden mit vergrößerten Lymphknoten verkleinerten sich diese um mehr als die Hälfte. Die Forscher hoffen daher, dass der Wirkstoff aus dem Grünen Tee den Krebs im Frühstadium aufhalten und in Kombination die Wirksamkeit anderer Medikamente erhöhen kann. Weitere klinische Studien sind bereits in Planung und laufen zum Teil bereits. Die hohe Dosis des Wirkstoffs, die in der Studie eingesetzt wurde, kann durch Trinken von Grünem Tee übrigens nicht erreicht werden.
Tait Shanafelt (Mayo-Klinik, Rochester) et al.: Journal of Clinical Oncology, Online-Vorabveröffentlichung ddp/wissenschaft.de ? Bele Boeddinghaus