Ein Wirkstoff, der bislang gegen Bluthochdruck eingesetzt wird, kann offensichtlich auch die Symptome einer Alzheimererkrankung lindern ? zumindest bei Mäusen. Das haben US-Forscher um Giulio Maria Pasinetti von der Mount Sinai School of Medicine in New York in Experimenten mit einer genetisch veränderten Gruppe der Nagetiere herausgefunden. Mäuse, denen der Wirkstoff Carvedilol verabreicht wurde, schnitten in Verhaltens- und Lerntests deutlich besser ab als die Tiere einer Vergleichsgruppe.
Der Wirkstoff Carvedilol zählt zu den sogenannten Betablockern und wird bereits vielfach zur Behandlung von Bluthochdruck, Brustenge und chronischen Herzkrankheiten eingesetzt. Offensichtlich kann die Substanz aber noch mehr: Pasinetti und seine Kollegen griffen für ihre Studie auf genetisch veränderte Mäuse zurück, die im Vergleich zu normalen Tieren typische Symptome einer Alzheimererkrankung zeigten, etwa ein schlechteres Erinnerungsvermögen und eine geringere Lernleistung.
Die Hälfte der sechs Monate alten Mäuse bekam nun von den Wissenschaftlern Carvedilol verabreicht, die andere diente als Kontrollgruppe. Anschließend ließen die Forscher die Tiere verschiedene Tests absolvieren, mit denen sie das Verhalten und das Lernvermögen der Nager überprüften. Zusätzlich überprüften sie deren Gehirnaktivität und die Reizweiterleitung. Das Ergebnis: Die Verarbeitung von Reizen war bei den Carvedilol-Mäusen deutlich effektiver, entsprechend schnitten sie in den Test besser ab als ihre Artgenossen. Zudem stellten die Wissenschaftler überraschenderweise fest, dass der Wirkstoff bei den ansonsten gesunden Tieren keinen Einfluss auf den Blutdruck hatte.
Nun wollen die Wissenschaftler untersuchen, inwieweit sich die Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen. Derzeit leiden deutschlandweit mehr als eine Million Menschen an Alzheimer, die Tendenz ist steigend, nicht zuletzt, weil die Lebenserwartung in unseren Breiten nach wie vor zunimmt. Die Erkrankung ist bislang unheilbar.
Giulio Maria Pasinetti (Mount Sinai School of Medicine, New York) et al.: Journal of Alzheimer’s Disease , Bd. 31, Nr. 7 Neurobiology of Aging, Bd. 21, Nr. 2 ddp/wissenschaft.de ? Mascha Schacht