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Mit Treibhausgas an der Schwelle zum Jenseits

Erde|Umwelt

Mit Treibhausgas an der Schwelle zum Jenseits
Licht am Ende eines Tunnels, Glücksgefühle oder eine scheinbare Trennung vom Körper: Nahtoderfahrungen sind ebenso vielfältig wie mysteriös. Eine Studie von slowenischen Forschern hat jetzt eine Verbindung zwischen Nahtoderfahrungen und einem Anstieg der Kohlendioxid-Konzentration im Blut ergeben. Demnach wiesen Patienten, die während eines Herzstillstands Nahtoderfahrungen machten, eine signifikant höhere CO2-Konzentration im Blut auf, als diejenigen ohne solche Erlebnisse. Gleichzeitig war bei ihnen die Konzentration des Elements Kalium im Blut erhöht. Somit könnten hohe Konzentrationen von CO2 und Kalium eine wichtige Rolle bei der Auslösung von Nahtoderlebnissen spielen. Ein solcher Zusammenhang sei bisher nicht bekannt gewesen, schreiben die Wissenschaftler.

Patienten mit Herzstillstand berichten recht häufig von Nahtoderfahrungen: Zwischen 11 bis 23 Prozent können sich nach der Wiederbelebung an intensive Erlebnisse erinnern, die unter die gebräuchliche Definition einer Nahtoderfahrung fallen. Diese Phänomene können aber bis jetzt nicht restlos erklärt werden. Die Forscher um Klemenc-Ketis sind aber bei der Suche nach den Ursachen einen Schritt weitergekommen. Sie befragten 52 Spitalpatienten zu ihren Erlebnissen während eines vorangegangenen Herzstillstands. Auf einer Skala von 0 bis 2 mussten die Befragten ihre Erlebnisse anhand von 16 Fragen bewerten. Wurden insgesamt sieben Punkte überschritten, sprachen die Forscher von einer Nahtoderfahrung. Zudem analysierten die Forscher Messwerte, die während der Wiederbelebung aufgezeichnet wurden ? unter anderem die Konzentration von Kohlendioxid und Sauerstoff in arteriellem Blut und die Konzentration von Natrium und Kalium in venösem Blut.

Es zeigte sich, dass 11 der 52 Personen während des Herzstillstands Nahtoderfahrungen gemacht hatten. Unter den Patienten mit einer hohen Kohlendioxid-Konzentration im Blut fanden sich dabei signifikant mehr Leute mit Nahtoderfahrungen als unter diejenigen mit durchschnittlichen CO2-Werten. Und: Die Zahl der Punkte, welche die Befragten auf der Skala der Forscher erreichten, stieg proportional zur Konzentration des Gases im Blut. Dieser Zusammenhang erwies sich auch für die Konzentration von Kalium als gültig.

Bislang sei dies die erste Studie, die eine Verbindung zwischen Nahtoderfahrungen und einer hohen CO2-Konzentration im Blut nachweise, berichten die Wissenschaftler. Schon länger bekannt ist hingegen, dass eine hohe Kohlendioxid-Konzentration das Säuren-Basen-Gleichgewicht im Gehirn ändern und so ungewöhnliche Eindrücke hervorrufen kann, etwa Lichtblitze, Visionen oder eine scheinbare Trennung vom Körper. Nichtsdestotrotz könnten die Erfahrungen an der Schwelle zum Tod aber bis jetzt nicht rein physiologisch erklärt werden, betonen die Forscher: Tatsächliche Nahtoderfahrungen zeichneten sich nämlich durch ihre große Klarheit und die genauen Beschreibungen der Betroffenen aus. Das unterscheide sie von künstlich ausgelösten Nahtoderfahrungen, die sich beispielsweise durch das Einatmen von reinem Kohlendioxid herbeiführen ließen.

Zalika Klemenc-Ketis (Universität Maribor) et al.: Critical Care, Onlineveröffentlichung vom 07. April ddp/wissenschaft.de ? Thomas Neuenschwander
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