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Möglicher Inzucht-Schutz

Erde|Umwelt

Möglicher Inzucht-Schutz
Frauen vermeiden während ihrer fruchtbaren Tage den Kontakt mit ihren Vätern. Das haben US-amerikanische Wissenschaftler entdeckt, als sie beobachteten, wie oft und wie lange Frauen während ihrer verschiedenen Zyklusphasen mit ihren Vätern und ihren Müttern telefonieren. Ergebnis: Um die Zeit des Eisprungs herum versuchen Frauen, sich um Telefongespräche mit ihren Vätern zu drücken. Dafür suchen sie vermehrt den mütterlichen Kontakt. Der Grund dafür könnte sein, dass Frauen instinktiv versuchen, Inzucht zu vermeiden – ähnlich wie es aus dem Tierreich bekannt ist, glauben die Forscher. Die Studie zeige demnach, wie sehr menschliches Verhalten immer noch von biologischen Faktoren geprägt werde, trotz der rasanten Entwicklung der menschlichen Kultur, schreibt das Team um Martie Haselton von der University of California in Los Angeles.

Bei Tieren ist es durchaus üblich, dass weibliche Tiere es während ihrer fruchtbaren Phase vermeiden, den Weg ihrer männlichen Verwandten zu kreuzen. Damit versuchen sie der gängigen Theorie zufolge instinktiv, einer möglichen Inzucht zu entgehen. Ob ein solches Verhalten jedoch auch beim Menschen auftritt, der deutlich weniger instinktgesteuert handelt, war bisher unklar. Um das herauszufinden, hatten die Wissenschaftler das Telefonverhalten von 48 Frauen zwischen 18 und 22 Jahren über einen gesamten Menstruationszyklus hinweg beobachtet. Sie wollten damit herausbekommen, wann und wie lange die Frauen mit ihren Vätern und mit ihren Müttern während der einzelnen Phasen des Zyklus Kontakt hatten.

Die Frauen sprachen während der Ovulationsphase, also um den Eisprung herum, nur halb so oft mit ihren Vätern wie an den unfruchtbaren Tagen, zeigte die Auswertung. Außerdem beendeten sie Gespräche mit ihren Vätern schneller als sonst – unabhängig davon, wer wen anrief: War eine Frau fruchtbar, sprach sie im Durchschnitt pro Tag 1,7 Minuten mit dem Vater, während sie in der übrigen Zeit etwa 3,4 Minuten täglich mit ihm telefonierte. Ganz anders war dagegen das Telefonverhalten der Frauen gegenüber ihren Müttern: Je fruchtbarer eine Frau war, desto länger und desto häufiger sprach sie mit ihrer Mutter – durchschnittlich sogar viermal häufiger als mit dem Vater. Vor allem Frauen, die ein besonders inniges Verhältnis zu ihrer Mutter pflegten, suchten während der Ovulation vermehrt den Kontakt zu ihr. Im Schnitt hingen die Frauen und Mütter 4,2 Minuten pro Tag an der Strippe, um sich auszutauschen, an den fruchtbaren Tagen waren es sogar 4,7 Minuten.

Die Wissenschaftler spekulieren, dass Frauen während der Ovulationsphase vermehrt den Kontakt zu ihren Müttern suchen, um sich von ihnen beispielsweise in Beziehungsangelegenheiten beraten zu lassen – schließlich ist die Partnerwahl gerade um den Eisprung herum ein wichtiges Thema, und Mütter können in der Regel auf einen größeren Erfahrungsschatz zurückgreifen. Der Grund für das Verhalten der Frauen gegenüber ihren Vätern könnte der gleiche sein wie bei Tieren, glauben die Forscher. Bei den Frauen aktiviere sich demnach unbewusst ein Mechanismus, der sie davor schützt, sexuelle Verbindungen mit Verwandten einzugehen – und damit ungesunden Nachwuchs zu zeugen.

Martie Haselton (University of California in Los Angeles) et al.: Psychological Science, doi: 10.1177/0956797610390385 dapd/wissenschaft.de ? Peggy Freede
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