Amerikanische Wissenschaftler haben eine Substanz entdeckt, die bösartige Krebszellen in den programmierten Zelltod treibt. Der zielgerichtete Angriff dieses Moleküls könnte eine neue Strategie in der Krebsbekämpfung sein, berichten James Wells und Jack Nguyen im Fachmagazin „PNAS“ (Online-Vorabveröffentlichung vom 9. Juni).
Dem Molekül auf die Spur gekommen sind die Wissenschaftler vom Forschungsunternehmen Sunesis Pharmaceuticals in San Francisco beim Durchstöbern einer chemischen Datenbank. Sie fanden eine Klasse von Substanzen, die den programmierten Zelltod auf direktem Wege auslösen können. Als sie diese im Reagenzglas an gesunden Zellen und Krebszellen testeten, löste das Molekül bevorzugt den Tod von Krebszellen aus, während gesunde Zellen nicht angegriffen wurden. Obwohl den Wissenschaftlern der genaue Mechanismus noch unbekannt ist, sehen sie darin eine brauchbare neue Strategie zur Krebsbekämpfung.
Die Mehrzahl der in der Chemotherapie eingesetzten Substanzen lösen den programmierten Zelltod indirekt aus. Sie aktivieren den so genannten p53-Signalweg. Bei p53 handelt es sich um ein Gen, das auch als Wächter des Genoms bekannt ist. Das System repariert geschädigte Zellen oder leitet bei irreparablen Schäden den Zelltod ein. Es spielt damit eine zentrale Rolle bei der Kontrolle des Zellwachstums ? sein Ausfall stört die geregelte Zellteilung.
Gerade dieses Gen ist in Krebszellen häufig mutiert, weshalb es zum unkontrollierten Wachstum kommt. Bisher war es ein großes Problem in der Krebsbehandlung, diesen Weg zum Zelltod gezielt zu aktivieren, da dieser bereits an einer zentralen Kontrollstelle gestört ist. Substanzen, die weiter unten auf dem Signalweg tätig werden, könnten daher erfolgreich im Kampf gegen Krebs eingesetzt werden.
Christine Harbig