Die nur wenige Millimeter große Springspinne Menemerus bivittatus hat eine besonders effiziente Strategie entwickelt, um an Nahrung zu gelangen: Sie jagt räuberischen Ameisen ihre Beute ab. Das haben neuseeländische Forscher in Filmaufnahmen der Spinnen in Kenia beobachtet. Den Tieren gelingt es damit, an frische Beute zu gelangen, die sie für ihre Verdauung benötigen.
Springspinnen nutzen ähnliche Jagdtechniken wie Löwen oder Leoparden: Sie schleichen sich langsam an ihre Beute an, um sich dann blitzartig auf sie zu stürzen. Hilfreich sind dabei ihre acht Augen, die ihnen einen guten Überblick verschaffen und mit denen sie ähnlich scharf sehen können wie Menschen. Auf der Jagd nach kleinen Fliegen, denen sie auf diese Weise nachstellen, irren sie sich jedoch immer wieder und schnappen nach längst toten Insekten, die an den Fäden anderer Spinnen hängengeblieben sind und sich im Wind bewegen wie lebendige Tiere. Diese sind jedoch häufig so weit ausgetrocknet, dass sie von den Verdauungsorganen der Spinnen nicht richtig verarbeitet werden können.
Um nicht immer wieder unnötig Energie für die Jagd nach solchen wertlosen Beutetieren zu verschwenden, haben die Springspinnen der Art Menemerus bivittatus ihre Strategie geändert und lauern Ameisen auf: Aus einem Abstand von zehn Zentimetern stürzen sie sich auf die räuberischen Insekten, entreißen ihnen die Beute und kehren dann schnell wieder in ihr Nest zurück, beobachteten die Forscher. Solche Angriffe wiederholten sich sogar bis zu vier Mal hintereinander.
Unklar ist bisher noch, ob es sich bei dieser bisher bei Springspinnen seit Jahrzehnten nicht mehr beobachteten Technik um ein erlerntes Verhalten handelt. Springspinnen sind dafür bekannt, dass sie vergleichsweise komplexe Aufgaben lösen können. So wäre es möglich, dass sich die Spinne das Lauern auf Ameisen von Artgenossen abschauen.
Simon Pollard (Universität von Canterbury, Christchurch) et al.: Berichtet des Onlinedienst des New Scientist ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald