Als Ei des Columbus wird das Problem oft einfach weggeschoben: Das Leben wäre gar nicht auf der Erde, sondern im Weltraum entstanden, heißt es. Gewiß: Kein Forscher wird heute ernsthaft darauf beharren, allein die Erde sei belebt und der Rest des Alls sei tot. Doch das “Ei des Columbus” ist eine Scheinlösung, wenn man dabei an einen anderen Planeten denkt: Das Problem wird nur von einem Ort zum anderen verlagert. Ob das Leben auf dem Saturnmond Titan, dem Mars oder der Erde entstanden ist, löst nicht die Frage, wie es entstand.
Einige Forscher tippen denn auch gar nicht auf Planeten als die Wiege der Lebenskeime. Zumindest für die ersten komplexen Moleküle, die Grundbausteine des Lebens, braucht man nicht Ausschau zu halten nach “lebensfreundlichen Bedingungen”. Gerade dort, wo höheres Leben absolut unmöglich ist, könnte unsere Wiege stehen: in den eiskalten Wolken aus interstellarem Gas und Staub. Lebensfeindliche Wiege des Lebens?
Die Natur hatte auf der Erde viele Möglichkeiten, um verschiedene Wege der Lebensentstehung auszuprobieren. Als “machbar” haben sich einige Grundlagen erwiesen, zum Beispiel die Kohlenstoff-Chemie: Die materielle Basis für “höheres Leben”, das sich parallel mit der Vergrößerung des Gehirns entwickelte und schließlich zu Denken und Bewußtsein führte, war die unglaubliche Vielfalt der Verbindungsmöglichkeiten organischer Moleküle. Das ist offenbar der Weg, den die Natur geht, um Leben entstehen zu lassen, wenn irgendwo im All alle Voraussetzungen dafür gegeben sind – sei es auf der Erde oder auf irgendeinem fremden Planeten.
Es gibt also keinen vernünftigen Grund für die Annahme, anderswo sei alles ganz anders. Wenn es irgendwo intelligente Lebewesen geben sollte, gäbe es auch eine Verständigungsgrundlage mit ihnen: die im ganzen All gültige Naturwissenschaft, von der auch die Fremden den Schleier wenigstens ein Stück gelüftet haben sollten – vielleicht sogar viel weiter als wir.