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Naturöl hilft nicht gegen Ekzeme

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Naturöl hilft nicht gegen Ekzeme
Nachtkerzenöl ist in der Naturmedizin beliebt: Das Öl soll Entzündungen hemmen und gegen Neurodermitis helfen. Auf die Haut aufgetragen, sorgt es für Schutz und Glätte, innerlich angewendet verändert es wichtige Botenstoffe und bremst damit die Entzündungsreaktion des Immunsystems – so heißt es jedenfalls in den Beschreibungen. Ob Nachtkerzenöl aber tatsächlich dazu beiträgt, Neurodermitis bei Kindern zu lindern, hat die Cochrane Collaboration jetzt überprüft. Ihr Ergebnis: Das Öl hat bei oraler Einnahme keinerlei Wirkung – die Ekzeme heilen genauso gut oder schlecht wie bei einem Placebo.

Rote, juckende Stellen an Armen und Beinen, nässende Ausschläge: fast jedes fünfte Kind in Deutschland und anderen Industrieländern leidet an Neurodermitis. Die Hautauschläge treten meist schon beim Säugling auf und gehen erst im Schulalter langsam zurück. In etwa drei Prozent der Fälle bleiben sie sogar bis ins Erwachsenenalter bestehen. Geheilt werden kann die Neurodermitis nicht, es lassen sich nur die Symptome behandeln. So sollen harnstoff- und gerbstoffhaltige Cremes die Haut schützen, bei akuten Ausbrüchen werden meist entzündungshemmende Kortison-Salben oder eine Therapie mit UV-Licht eingesetzt.

Gamma-Linolensäure als natürliches Heilmittel?

“Viele Menschen mit diesen Ekzemen scheuen sich aber, Kortison-Präparate zu nehmen, weil sie die Nebenwirkungen fürchten”, erklären Joel Bamford von der University of Minnesota in Duluth und seine Kollegen. Sie greifen deshalb für sich und ihre Kinder lieber zu Alternativen aus der Naturmedizin, darunter vor allem Nachtkerzenöl und Borretschsamenöl. Beide Öle enthalten die sogenannte Gamma-Linolensäure, eine dreifach ungesättigte Fettsäure, die als essenziell für den menschlichen Organismus gilt. Er bildet aus ihr unter anderem Prostaglandin E1, einen Botenstoff, der Entzündungen hemmt. Naturheilkundler gehen davon aus, dass Neurodermitiker zu wenig von diesem Botenstoff produzieren. Die Einnahme von Nachtkerzenöl oder Borretschsamenöl soll diesen Mangel ausgleichen, indem es dessen Produktion anregt. Die Öle werden daher vielfach – vor allem im Internet – als effektive Therapie gegen Neurodermitis angepriesen.

Um zu prüfen, ob die Einnahme dieser Pflanzenöle tatsächlich gegen die Hautauschläge bei Neurodermitis helfen kann, führten Bamford und seine Kollegen nun eine Metaanalyse durch: Sie sammelten und bewerteten Studien, die zu diesem Thema erschienen sind und bezogen auch einige unveröffentlichte Untersuchungen mit ein. Insgesamt fanden sie 27 Studien, die für die Auswertung geeignet schienen. 19 davon hatten die Wirksamkeit von Nachtkerzenöl gegenüber einem Placebo untersucht, acht Studien hatten Borretschsamenöl im Placebovergleich getestet. Zusammen umfasst die Metastudie 1.596 Probanden verschiedenen Alters in 27 Ländern. Die Studiendauer lag dabei zwischen 3 und 24 Wochen.

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“Keinerlei Effekt feststellbar”

Die zusammenfassende Analyse dieser Studien lieferte ein eindeutiges Ergebnis: “Nachtkerzenöl und Borretschsamenöl ähneln sich in ihrem Effekt auf die Ekzeme: Sie sind beide wirkungslos”, konstatieren die Forscher. In den Studien hätten beide Öle nicht mehr Wirkung gezeigt als Placebos. Bei den Untersuchungen, in denen Ärzte den Zustand der Patienten beurteilen sollten ohne zu wissen, wer mit welchem Mittel behandelt worden war, schnitten sogar häufig die Placebos besser ab.

“Irgendein zusätzlicher Nutzen für die Behandlung der Ekzeme war in unserer Auswertung nicht erkennbar”, so das klare Fazit von Bamford und seinen Kollegen. Angesichts dieses eindeutigen Ergebnisses sei es kaum sinnvoll, diese alternativen Heilmittel weiter anzupreisen oder zu verabreichen. Selbst weitere Studien zu diesem Thema halten die Forscher für unsinnig und kaum vertretbar.

Joel Bamford ( University of Minnesota, Duluth) et al., Cochrane Database of Systematic Reviews, doi: 10.1002/14651858.CD004416.pub2 © wissenschaft.de – ===Nadja Podbregar
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