A.P. Hendry und seine Kollegen von der University Masschusetts untersuchten Sockeye Lachse in einem See und einem darin mündenden Fluss, deren gemeinsame Vorfahren vor etwa 60 Jahren in den See eingesetzt wurden. Während dieser Zeit, in weniger als 13 Generationen, entwickelten sich aus den Nachkommen zwei morphologisch unterschiedliche Populationen, die sich nahezu isoliert voneinander fortpflanzen.
Die eine Lachspopulation laicht entlang des Seeufers, die andere dagegen im Flussbett. Um sich in der Flusströmung halten zu können, sind die Männchen der letzten Gruppe stromlinienförmiger und die Weibchen grösser, damit sie im Steinbett des Flusses tiefere Nester für ihre Eier auffächeln können. „Wenn sich Populationen in einem neuen Lebensraum ansiedeln, erwartet man, dass sie sich daran anpassen. Genau das konnten wir hier beobachten“, erklärte Hendry. Das Besondere an der Studie ist jedoch dass sich die Lachspopulationen wegen dieser morphologischen Unterschiede nahezu isoliert voneinander fortpflanzen, wie das Wissenschaftlerteam durch genetische Analysen feststellte. Zwar laichten einige Flusslachse entlang des Seeufers – die gekreuzten Nachkömmlinge hatten aber keine grossen Überlebenschancen, da sie weniger gut an ihre Lebensbedingungen angepasst waren.
Noch lässt sich nicht sagen, ob tatsächlich eine neue Lachsart entsteht. Es lassen sich jedoch Rückschlüsse darauf ziehen, wie neue Arten stehen können.
Auch Fruchtfliegen müssen nicht geographisch voneinander getrennt sein, um artengleiche Fortpflanzungspartner auszuwählen: Zur Erkennung nutzen die Tiere Parfum-ähnliche Botenstoffe, sogenannte Pheromone. Ein australisches Wissenschaftlerteam der University of Queensland untersuchte, wie schnell Fruchtfliegen ihre arttypischen Pheromone so anpassen können, dass sie sich immer mit Fliegen ihrer eigenen Art paaren, auch wenn sie mit einer anderen Fruchtfliegenart zusammenleben. Schon nach neun Generationen produzierte die eine Fruchtfliegenart ein abgeändertes Pheromon, dass nur Fliegen der eigenen Art anlockte.
Ralf Möller und University of Massachusetts