Wissenschaftler haben ein neues Medikament entwickelt, das gezielt behandlungsresistente Tumorzellen abtötet. Das neue Mittel wird nur in schlecht mit Sauerstoff versorgtem Gewebe wirksam und soll begleitend zur konventionellen Krebsbehandlung eingesetzt werden. Darüber berichtet eine Arbeitsgruppe der University of Ulster im British Journal of Cancer.
Bis zu 30 Prozent des Gewebes eines Krebstumors wird ungenügend mit Sauerstoff versorgt, da aufgrund des starken Zellwachstums nicht genügend neue Blutgefäße gebildet werden können. Die davon betroffenen sogenannten hypoxischen Zellen verlangsamen ihren Stoffwechsel und die Teilungsrate. In diesem Zustand werden sie weniger leicht durch Bestrahlung oder Chemotherapie abgetötet. Ihr Überleben begünstigt eine spätere Tumorreaktivierung und die Bildung von Metastasen.
Der von Stephanie McKeown und ihrem Team in zehnjähriger Arbeit entwickelte Wirkstoff AQ4N besitzt einen völlig neuartigen Wirkungsmechanismus. Das Mittel wird in einer inaktiven, nicht-toxischen Form verabreicht. Nur in hypoxischem Gewebe wandelt es sich in die wirksame, toxische Form um. Dadurch werden selektiv Krebszellen zerstört, gesundes, normal durchblutetes Gewebe bleibt verschont.
„Wir sind zuversichtlich, dass AQ4N die Effektivität der derzeitigen Krebsbehandlungen verbessern wird“, sagt McKeown. Zurzeit werden Toxizität und Wirksamkeit des Medikaments im Rahmen einer Strahlentherapie bei Patienten mit Kopf- oder Nackentumoren untersucht. Weitere klinische Studien, in denen die Kombinationsbehandlung mit einer Chemotherapie getestet werden soll, sind geplant.
Joachim Czichos