Neu entstehende Nervenzellen in der Hirnregion Gyrus Dentatus verknüpfen Erinnerungen, die aus demselben Zeitraum stammen, aber ansonsten nichts miteinander zu tun haben. Dadurch wissen wir beispielsweise, was wir gerade frühstückten, als wir von Barack Obamas Wahlsieg in der Zeitung lasen. Das schließen Forscher aus einer Computersimulation, in der sie die Funktion und das Zusammenspiel von Nervenzellen im Gehirn simulierten. Bisher war die genaue Funktion der neu gebildeten Zellen unklar.
Der Gyrus Dentatus gilt als der Eingang zur Hirnregion
Hippocampus, die unter anderem für die Speicherung und die Verteilung von Erinnerungen in entsprechenden Hirnarealen zuständig ist, erklären die Forscher. Der Gyrus Dentatus ist auch einer der beiden Orte, wo auch noch bei Erwachsenen kontinuierlich neue Nervenzellen gebildet werden. Forscher schätzen, dass stets mindestens ein Prozent aller Zellen in dieser Hirnregion noch unreif sind. Diese neuen Zellen durchlaufen eine Art Pubertät, während der sie sehr schnell starke Verbindungen zu anderen Zellen ausbilden, bevor sie behäbiger und wählerischer werden.
Die Forscher entwickelten nun anhand von Computersimulationen von neuronalen Netzen eine Hypothese über den Zweck der Entstehung dieser Zellen im Gyrus Dentatus: Demnach dienten sie dazu, Erinnerungen zu verknüpfen, die etwa zur selben Zeit entstanden sind und sonst jedoch gar nichts miteinander zu tun hätten. Außerdem dienen die neuen Zellen als Zeitstempel, der hilft, ähnliche Erfahrungen auseinanderzuhalten, die zu verschiedenen Zeiten gemacht wurden.
Fred Gage (Institute for Biological Studies, San Diego) et al.: Neuron (Ausgabe vom 29. Januar) ddp/wissenschaft.de ? Martin Rötzschke