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Nicht Opfer, sondern Täter

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Nicht Opfer, sondern Täter
Die bisher als harmlos geltenden körpereigenen Prion-Proteine sind bei einer Prionen-Erkrankung möglicherweise keine unschuldigen Opfer, sondern die eigentlichen Täter: Die so genannten infektiösen Prionen können nämlich nur dann BSE, Scrapie oder die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit auslösen, wenn die normale, zelluläre Form dieser Eiweißstoffe ebenfalls vorhanden ist. Wie diese fatale Zusammenarbeit wirkt, konnten amerikanische Wissenschaftler jetzt möglicherweise aufklären. Das berichten die Forscher in der Fachzeitschrift Science (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1126/science.1091273).

Die natürliche zelluläre Variante der Prion-Proteine kommt auf der Oberfläche verschiedener Körpergewebe vor. Besonders häufig vertreten ist sie an der Außenseite von Nervenzellen. Welche Funktion diese Eiweißstoffe im Körper haben, ist bisher völlig unbekannt. Kommen sie jedoch mit den falsch gefalteten Prionen in Kontakt, die bisher als allein verantwortlich für BSE und Co galten, ändern sie ihre Form und wandeln sich ebenfalls in die so genannte infektiöse Form um. Offensichtlich ist das aber nicht die einzige Rolle, die sie bei der Entstehung einer Prionenerkrankung spielen, fand ein Team von Wissenschaftlern um Laura Solforosi vom Scripps-Forschungsinstitut in La Jolla heraus.

Die Forscher hatten Mäuse mit Antikörpern gegen Prionen behandelt ? mit einem verblüffenden Ergebnis: Die Tiere zeigten die gleichen Nervenschäden wie bei einer BSE- oder Scrapie-Infektion, ohne dass ein infektiöses Prion-Molekül beteiligt war. Bei einer genaueren Untersuchung stellten die Wissenschaftler fest, dass die Antikörper an die zellulären Prion-Proteine angedockt und diese damit dazu gebracht hatten, Querverbindungen zu anderen Eiweißmolekülen einzugehen. Das wiederum löste das Nervensterben aus.

Möglicherweise tun die infektiösen Prionen genau das gleiche, vermuten Solforosi und ihre Kollegen. Auch die infektiösen Eiweißmoleküle können an ihre zellulären Verwandten binden und animieren diese somit wahrscheinlich ebenfalls, die fatalen Quervernetzungen zu bilden. Dieser These wollen die Forscher jetzt genauer nachgehen. Doch die Untersuchungen sind noch in anderer Hinsicht wichtig, denn Antikörper gelten eigentlich als große Hoffnung bei der Bekämpfung von BSE und Co. Die neuen Ergebnisse zeigen, dass eine Impfung möglicherweise nicht vor diesen Krankheiten schützt, sondern sie im Gegenteil erst auslösen kann.

ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel
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