„Frühere Studien hatten gezeigt, dass unter Sporttauchern mehr Hirnschäden vorkommen als in der durchschnittlichen Bevölkerung“, erläutert der Neurologe Günther Deuschl von der Universität Kiel, „doch die meisten dieser Studien untersuchte Taucher mit einer Vorgeschichte von Dekompressionskrankheit.“ Diese Krankheit tritt auf, wenn Taucher mit Druckluftflaschen aus größeren Tiefen zu schnell an die Oberfläche gelangen – ob aus Unwissen, Panik oder anderen Gründen. Der Körper kann die dabei auftretenden Druckveränderungen nicht ausreichend verarbeiten, der plötzlich abfallende Umgebungsdruck verursacht gefährliche Luftbläschen im Blut, die ins Gewebe drücken. In schweren Fällen kann dieser so genannte Sprudeleffekt Gewebsschäden, vorübergehende Lähmung einzelner Gliedmaßen oder sogar den Tod verursachen.
Deuschls Team verglich die Struktur der Gehirne und die geistigen Fähigkeiten von 24 deutschen Marinetauchern, die nie die Dekompressionskrankheit erlitten hatten, mit 24 Marineangestellten ohne Taucherfahrung. Weder in der Gedächtnisleistung, der Aufmerksamkeit, Stimmungsschwankungen, der grundlegenden Intelligenz, der verbalen Ausdrucksfähigkeit noch in den motorischen Fähigkeiten entdeckten die Forscher irgendwelche Unterschiede. Zudem betrachteten die Forscher Magnet-Resonanz-Bilder der Denkorgane. „Wir untersuchten Taucher mit im Schnitt 17 Jahren Taucherfahrung, und wir fanden keinerlei Hinweise auf Hirnschädigung“, sagte Deuschl. Die Forschung zeige, dass auch langjähriges Tauchen sicher sei, solange Menschen sich an die Bedingungen für sicheres Tauchen hielten und keine überflüssigen, gesundheitsschädlichen Risiken eingingen, so der Bericht im Fachmagazin Neurology.
Dörte Saße