Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 8,90€/Monat!
Startseite »

„Nur net hudle“

Interview mit einem Überlebenskünstler

“Nur net hudle”
Ein Bärtierchen über Weltraumflüge, schwäbische Gelassenheit und Moospolster auf Steinmauern. Herzlichen Glückwunsch! Sie sind als erstes Bärtierchen der Weltgeschichte ins Weltall gereist. Ja, sehr aufregend. Der Start war zwar furchtbar – so laut und hektisch. Wir sind ja eher bedächtige Naturen. Aber dann, als wir oben waren, das lautlose Schweben, das hat mir gefallen. Sie mussten dort ziemlich heftige Bedingungen ertragen. Na ja, halb so wild. Das kannten wir im Prinzip alles schon vom Labor.

Ja, sehr aufregend. Der Start war zwar furchtbar – so laut und hektisch. Wir sind ja eher bedächtige Naturen. Aber dann, als wir oben waren, das lautlose Schweben, das hat mir gefallen.

Sie mussten dort ziemlich heftige Bedingungen ertragen.

Na ja, halb so wild. Das kannten wir im Prinzip alles schon vom Labor. Vakuum, zweihundert Grad minus, komplettes Austrocknen – das stecken wir locker weg. Routine.

Trotzdem ist es bestimmt noch mal etwas anderes, wirklich im All zu sein.

Anzeige

In der Tat. Deshalb sind die Wissenschaftler natürlich auch gespannt, wie es uns ergangen ist. Zum Beispiel, ob unsere Fortpflanzungsfähigkeit gelitten hat oder ob unsere Zellstrukturen Schaden genommen haben. Das müssen die aber erst noch in Ruhe untersuchen. Die sind da wie wir – alles langsam und sorgfältig. Nur net hudle, wie wir Schwaben sagen.

Wie – Sie sind Schwabe?

Ha jo! Ich bin aus Stuttgart. Hier ist die größte Bärtierchenzucht der Welt. Irgendwie kriegen die das mit unserer Vermehrung besser hin als andere.

Warum haben die Wissenschaftler Sie denn überhaupt hochgeschickt?

Die interessieren sich dafür, wie wir das anstellen, dass wir so extreme Bedingungen aushalten. Sie wissen ja vielleicht, dass wir uns in ein sogenanntes Tönnchen-Stadium verwandeln können. Wir trocknen gezielt aus, atmen praktisch nicht mehr und haben keinen messbaren Stoffwechsel. Das können wir monatelang durchziehen – sieht aus, als wären wir tot. Ein Winterschlaf ist die reinste Hyperaktivität dagegen. Erst wenn wir Wasser spüren, werden wir wieder lebendig.

Und wie stellen Sie das nun an?

Tja, da haben wir so unsere Tricks. Wir ersetzen zum Beispiel das Wasser in unseren Zellen durch andere Substanzen, die wir selbst produzieren. Deshalb interessiert sich seit einiger Zeit auch die Grundlagenforschung für uns. Krebsforscher zum Beispiel wollen herausfinden, was in unseren Zellen anders ist als in normalen Zellen. Und Wissenschaftler, die Gewebe oder Zellkulturen tieffrieren und lagern müssen, wollen wissen, wie das bei uns funktioniert. Das ist offenbar noch kaum verstanden.

Die meisten Menschen wissen ja nicht einmal, dass es Sie gibt.

Ja, das hören wir immer wieder. Unglaublich! Dabei sind wir überall. In Hochgebirgsgletschern wie in der Tiefsee, am Strand, im Wald und in der Steppe. Auch in der Großstadt. Gerade dort! In Moospolstern auf Mauern zum Beispiel. Das sind ganz extreme Lebensräume. Die heizen sich im Sommer irrsinnig auf und können wochenlang austrocknen, und im Winter frieren sie zu. Das hält außer uns kaum ein Tier aus.

Das heißt, wir finden Sie auch direkt vor unserer Haustür?

Natürlich – schauen Sie mal nach! Je feiner das Moos, desto größer die Chance. Sie brauchen dazu halt ein Mikrosköple.

Und wann erfahren wir, was bei Ihrem Weltraumbesuch wissenschaftlich rausgekommen ist?

Da müssen Sie bei den Forschern nachfragen. Ich denke mal, ein paar Monate wird es schon noch dauern.

GESPRÄCH: MARTIN RASPER

Anzeige
natur | Aktuelles Heft
Reizvolle Regionen
Aktueller Buchtipp

Anzeige
Serie: Hervorragend – Junge Menschen und ihr Engagement
Wissenschaftslexikon

See|schild|krö|te  〈f. 19; Zool.〉 Meeresschildkröte, deren Panzer aus großen, mit Hornschilden bedeckten Knochenplatten besteht: Cheloniidae

Ba|sa|li|om  〈n. 11; Med.〉 Hauttumor [<Basis … mehr

Dau|er|spo|re  〈f. 19; Bot.〉 Spore, die zum Überdauern ungünstiger Lebensverhältnisse mit derben Membranen ausgestattet ist

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige