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Ohren warnen Augen

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Ohren warnen Augen
Das Gehör ist nicht nur schneller als die Augen, es warnt den Sehsinn sogar vor. Das haben britische Forscher herausgefunden. Wenn sie Versuchspersonen Geräusche vorspielten, reagierten diese viel sensibler auf Reize im Sehzentrum des Gehirns, als ohne diese sogenannte auditive Stimulation. Die größte Wirkung zeigten Geräusche, die sich den Versuchsteilnehmern näherten. Der Effekt trat auch ein, wenn die Geräusche so kurz zu hören waren, dass es nicht einmal für eine bewusste Ortung durch die Probanden reichte. Die Forscher vermuten darin einen uralten Reflex: Je schneller die Reaktion auf ein herannahendes Objekt, desto eher gelingt die Flucht vor einem Feind.

In ihrer Studie untersuchten die Forscher zwei verschiedene Sinne der Versuchsteilnehmer: Sie spielten ihnen einerseits Geräusche vor und reizten zudem ihr Sehzentrum mit einer modernen Technik, der TMS oder transcranialen magnetischen Stimulation. Dabei werden mit Magnetfeldern schwache elektrische Ströme erzeugt, die in den visuellen Cortex ? also das Sehzentrum im Gehirn ? der Probanden geleitet werden, um einen Seheindruck hervorzurufen. Die Probanden meinen dann, Lichtpunkte, sogenannte Phosphene, zu sehen. In bestimmten Situationen genügt eine kleinere Stimulation, um die Phosphen-Erscheinungen zu provozieren. Die Forscher konnten nun bestätigen, dass genau das auch bei einer Kombination aus Hör- und Seheindrücken der Fall ist: Vorangehende Geräusche erhöhten die Sensibilität der Probanden für die elektrische Stimulation erheblich.

Die Probanden sahen fast doppelt so häufig Phosphene, wenn ihnen kurz davor herannahende Geräusche vorgespielt wurden. Geräusche, die sich nicht bewegten oder sich entfernten, hatten ebenfalls einen Effekt, allerdings war dieser nicht so ausgeprägt. Zudem fanden die Forscher heraus, dass die Geräusche auch dann die Phosphen-Wahrnehmung erhöhten, wenn sie so kurz zu hören waren, dass die Probanden deren Bewegungsrichtung nicht erkennen konnten. Eine Dauer von nur 80 Millisekunden ? gerade einmal acht Hundertstelsekunden ? genügten bereits, um den visuellen Cortex für die Phosphene zu sensibilisieren.

Der durch die Geräusche geschärfte Sehsinn sei ein Produkt der Evolution von Tieren, die sich vor Räubern in Sicherheit bringen müssen, erklärt Romei: ?Für das Überleben ist eine schnelle Reaktion auf etwas, das sich schnell nähert, entscheidend. Auditorische Reize werden schneller verarbeitet als visuelle. Ein vorangehendes Geräusch beeinflusst also wahrscheinlich die Interpretation eines darauf folgenden visuellen Reizes. Bei Filmen bestimmt ja auch die Musik die Atmosphäre von Szenen, selbst wenn die Leinwand dabei dunkel ist.?

Vincenzo Romei (Universität von Glasgow) et al.: Current Biology (doi: 10.1016/j.cub.2009.09.027) ddp/wissenschaft.de – Martina Bisculm
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