Der Parasit Microphallus papillorobustus treibt seinen Wirt, eine Krabbe, in den Wahnsinn: Er dringt ins Gehirn des Schalentiers ein und lässt sie geradewegs ins Unglück laufen. Die Krabben verlieren ihr normales Fluchtverhalten und werden zur leichten Beute von Vögeln ? einem weiteren Wirt des Parasiten. Ein französisch-amerikanisches Forscherteam hat jetzt näher untersucht, auf welche Art der Parasit die Krabbe verrückt spielen lässt, berichtet das Online-Magazin Science Now.
Verschiedene Parasiten wechseln im Lauf des Lebens ihren Wirt, oft auf eine sehr trickreiche Weise. Ein Schmarotzer der Gattung Toxoplasma macht beispielsweise Ratten furchtlos gegenüber Katzen. So werden sie leichter zur Beute ihrer Feinde. Die Strategie des Parasiten Microphallus papillorobustus ist nicht weniger geschickt: Er setzt sich im Gehirn von Sandkrabben (
Gammarus insensibilis) fest und ändert so deren natürliches Verhalten: Anstatt vor Beute suchenden Vögeln vom hellen Ufer ins Wasser zu fliehen, laufen die befallenen Krabben dem Sonnenlicht direkt entgegen. Dadurch können sie von ihren Fressfeinden leichter entdeckt werden.
Frédéric Thomas von der Universität Marseille (Frankreich) und seine amerikanische Kollegin Simone Helluy von der Wellesley-Hochschule (USA) fanden nun heraus, welche Schäden die Parasiten im Gehirn ihrer Wirte anrichten. So war ein Teil Nervenzellen zerstört, die den Botenstoff Serotonin produzieren. Der Serotoningehalt in den visuellen Hirnregionen lag um 62 Prozent niedriger als bei gesunden Krabben. Dadurch könnte der normale Fluchtreflex der Sandkrabbe umgepolt werden, nimmt Thomas an.
Microphallus papillorobustus lebt als Larve in Sandkrabben. Wenn diese von Wasservögeln gefressen werden, kann er dort zur erwachsenen Form heranreifen. Die Eier des Parasiten gelangen mit dem Kot der Vögel ins Wasser, wo die Larven schlüpfen und wiederum von ihrem nächsten Wirt Besitz ergreifen können.
ddp/bdw – Christine Amrhein