Umfragen zeigten, dass 75 Prozent der Versicherten am bestehenden, solidarisch finanzierten Kassensystem festhalten wollen, so Wille. Die Mehrheit würde sogar lieber höhere Beiträge bezahlen, als Leistungseinschnitte hinzunehmen. Deshalb möchte er an den Eckpfeilern der GKV nicht rütteln, sondern das System durch mehr Wahlmöglichkeiten attraktiver machen und damit stabilisieren. Gleichzeitig hält es Wille für unabdingbar, zahlreiche versicherungsfremde Leistungen wie das Erziehungsgeld oder Haushaltshilfen aus der Krankenversicherung herauszunehmen, um die Beiträge zur Krankenversicherung langfristig zumindest stabil zu halten. Diese Leistungen sollten künftig direkt vom Staat übernommen und eventuell aus anderen Finanzquellen, etwa einer höheren Mehrwertsteuer oder einer höheren Tabak- und Alkoholsteuer finanziert werden. In Kombination mit der international üblichen Ermäßigung des Mehrwertsteuersatzes auf Arzneimittel auf sieben Prozent könnte die GKV nach seinen Berechnungen um insgesamt 27 Milliarden Mark oder rund 1,4 Prozentpunkte entlastet werden.
Das Gutachten von Prof. Wille ist Teil des Projektes der TA-Akademie ?Szenarien für mehr Selbstverantwortung und Wahlfreiheit im Gesundheitswesen?. Im März 2002 soll auf der Basis der beiden bisher erschienenen Gutachten eine eigene Studie der TA-Akademie zur Zukunft der Gesetzlichen Krankenversicherung präsentiert werden. ?Um selbstverantwortlich handeln zu können, brauchen Patienten nicht nur Information, sondern auch mehr Wahlmöglichkeiten bei den Leistungen,? so Diethard Schade, Direktor an der TA-Akademie im Bereich Infrastruktur zu den Kernthesen der Studie. Das Projekt wird finanziell unterstützt von der Landesärztekammer Baden-Württemberg, dem Sozialministerium Baden-Württemberg und der Gottlieb Daimler- und Karl Benz-Stiftung.