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Persönliche Beziehungen im Ameisenstaat

Erde|Umwelt

Persönliche Beziehungen im Ameisenstaat
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Südamerikanische Ameisenköniginnen haben eine Art Langzeitgedächtnis für ihnen bekannte andere Königinnen.
Bei südamerikanischen Ameisen können die Königinnen ihre Artgenossinnen nicht nur individuell unterscheiden, sie erinnern sich auch nach längerer Zeit noch an ihre persönlichen Bekannten. Folglich müssen die Insekten ähnlich wie der Mensch in der Lage sein, eine Art geistiges Abbild einzelner Tiere zu schaffen und es im Langzeitgedächtnis abzuspeichern, haben dänische Biologen um Stephanie Dreier entdeckt. Derartige persönliche Beziehungen sind bei staatenbildenden Insekten sehr selten.

Im Gegensatz zu den meisten Bienen- und Ameisenarten gehören bei den südamerikanischen Ameisen Pachycondyla villosa und Pachycondyla inversa immer mehrere Königinnen zu einem Volk. Zwischen diesen Königinnen wird eine strikte Hierarchie ausgehandelt, die dann dauerhaft bestehen bleibt. Dieser Besonderheit verdanken die Tiere nach Ansicht von Wissenschaftlern auch die vor knapp zwei Jahren entdeckte Fähigkeit, ihre Artgenossinnen individuell unterscheiden zu können. Andere staatenbildende Insekten erkennen hingegen lediglich, ob ihr Gegenüber zum gleichen Volk gehört oder welcher Kaste es zuzuordnen ist.

Wie die neue Studie nun zeigt, handelt es sich bei den persönlichen Beziehungen zwischen den Königinnen nicht um vorübergehende Erscheinungen, sondern um längerfristige Bekanntschaften. Die Biologen hatten jeweils zwei Königinnen 24 Stunden lang aneinander gewöhnt, sie dann 24 Stunden lang mit anderen Tieren in Kontakt gebracht und anschließend wieder mit ihrer ursprünglichen Partnerin zusammengesetzt. Trotz des für Ameisen langen Zeitraums zwischen den beiden Begegnungen reagierten die Tiere auf die vertraute Königin deutlich weniger aggressiv als auf fremde Artgenossinnen, zeigte die Auswertung. Auch der zwischenzeitliche Kontakt zu anderen Königinnen beeinträchtigte die Erinnerung an die Bekanntschaft nicht.

Während die meisten staatenbildenden Insekten nicht davon profitieren, ihre Artgenossinnen jeweils persönlich zu erkennen, verschafft diese Fähigkeit den Königinnen der beobachteten Ameisenarten eindeutig einen Vorteil, schreiben die Forscher: Sie müssen nur einmal die aufwändigen Kämpfe durchmachen, mit denen sie ihre Hierarchie festlegen. Anschließend können sie sofort erkennen, ob eine ins Nest eindringende Königin lediglich von der Futtersuche zurückkehrt oder ob sich eine fremde Zutritt verschaffen will. Dass daran eine Art Langzeitgedächtnis beteiligt ist, konnte nun erstmals gezeigt werden, so die Forscher.

Stephanie Dreier (Universität von Kopenhagen) et al.: Biology Letters, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rsbl.2007.0224 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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