Ohne ihren Mund zu bewegen, warnen Ratten ihre Artgenossen mit Tonfrequenzen, die manche Feinde nicht hören können. Lange Zeit war nicht bekannt, wie die Tiere diese Ultraschall-Laute erzeugen. Auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Neurowissenschaften belegten Forscher jetzt, dass Ratten die Töne aus tiefster Kehle hervorzaubern.
Um dem Rätsel der Ultraschallpfiffe auf die Spur zu kommen, mussten sich Ira Sanders und seine Kollegen, schon etwas besonders einfallen lassen, denn unter normalen Umständen ist die Geheimverständigung für den Menschen nicht zu sehen und nicht zu hören. Das Team von der Mount Sinai School of Medicine in New York betäubte deshalb eine Gruppe von Ratten und schob ihnen winzige Digitalkameras in den Rachen. Anschließend reizten sie mit Hilfe von Elektroden eine Hirnregion, die die Ultraschallkommunikation steuert und nahmen die Bewegungen der Stimmbänder auf.
Anders als bei hörbaren Lauten gerieten die Stimmbänder dabei nicht in Schwingung. Die Stimmfalte verformte sich vielmehr zu einem schmalen Loch durch das die Ratten Luft streichen lassen. “Die Tiere pfeifen aus diesem 1-2 Millimeter großen Loch”, sagt Sanders. “Wie sie allerdings die Tonfrequenz modulieren, das bleibt weiterhin ein Geheimnis. Denn rein äußerlich verändert sich die Stimmfalte bei Lautvariationen nicht.”
Brigitte Kranz
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