Die Forscher wollten nun herausfinden, wie die unterschiedliche Färbung zustande kam. Obwohl Tiere Karotine normalerweise mit der Nahrung aufnehmen, schied diese Möglichkeit bei den Blattläusen bald aus, denn die Karotine in den Insekten stellten sich als andere heraus als diejenigen, die in den Nahrungspflanzen der Läuse zu finden sind. Moran und Jarvik untersuchten deshalb zunächst einen möglichen Produzenten der Karotine in den Blattläusen: Bakterien, die in spezialisierten Zellen der Läuse leben und für die Insekten lebenswichtige Nährstoffe aufbauen. Sie entfernten dazu die Bakterien in einigen Blattläusen. Trotzdem kam aber weiterhin Nachwuchs mit Karotinen im Körper zur Welt.
Durch eine Analyse der Blattlaus-DNA stießen Moran und Jarvik schließlich auf die Lösung: Bestimmte Gene codieren in den Blattläusen die Produktion der Carotine. Diese DNA-Abschnitte stimmen mit den Genen einiger Pilze überein ? woraus die Forscher schließen, dass ein Vorfahre der Blattläuse Pilzgene in sein eigenes Erbmaterial integriert hat. Diese wurden danach von Blattlaus zu Blattlaus weitervererbt und erwiesen sich erstaunlicherweise als funktionsfähig. Leichte Kopierfehler während der Blattlaus-Evolution verursachten genetische Abweichungen, weshalb heute die roten und grünen Blattläuse unterschiedliche Karotine produzieren. ?Tiere haben im Laufe ihrer Entwicklung einige Gene zur Produktion bestimmter lebenswichtiger Stoffe verloren. Bis jetzt hat man angenommen, es gäbe keine Möglichkeit diese verschwundenen Fähigkeiten wiederzugewinnen?, erklärt Moran. Mit dem Transfer der Pilzgene in ihr Erbgut hat die Erbsenblattlaus einen Weg gefunden ? allerdings aufgrund eines zufälligen und seltenen Einzelereignisses.