Je risikofreudiger ein Mensch ist, desto eher spricht er auf eine Behandlung mit Placebos an. Das haben kanadische Forscher festgestellt, als sie untersuchten, wie Freiwillige auf ein wirkstofffreies Placebo reagierten, das sie als schmerzlindernde Creme ausgaben. Zusätzlich führten sie einen Persönlichkeitstest mit den Probanden durch. Je abenteuerlustiger die Testteilnehmer waren, desto eher spürten sie eine Placebowirkung ? vermutlich deshalb, weil sie empfindlicher für den Gehirnbotenstoff Dopamin sind, erklären die Wissenschaftler um Petra Schweinhardt von der McGill-Universität in Montreal. Schon der Gedanke daran, dass der Schmerz nachlässt, aktiviere das Belohnungszentrum, welches daraufhin Dopamin ausschütte.
In ihren Versuchen spritzten die Wissenschaftler Freiwilligen eine Salzlösung in die Beine, was bei den Probanden ein unangenehmes Gefühl hervorrief. Zuvor hatten sie den Teilnehmern erzählt, sie würden an einem Bein eine schmerzlindernde Creme testen und im Vergleich dazu am anderen Bein ein Placebo. Tatsächlich handelte es sich jedoch bei beiden Cremes um einfache Hautcreme ohne schmerzstillenden Wirkstoff.
Die Probanden, bei denen die angeblich lindernde Creme tatsächlich gegen die Schmerzen half, stellten sich in einem zusätzlich durchgeführten Persönlichkeitstest als besonders abenteuerlustig heraus. Nach Ansicht der Forscher hängt diese Reaktion mit der höheren Empfindlichkeit dieser Personengruppe gegenüber Dopamin zusammen.
Dopamin ist ein Gehirnbotenstoff, der umgangssprachlich auch als Glückshormon bezeichnet wird. Er wirkt vor allem auf das Belohnungszentrum ein und sorgt für das angenehme Gefühl, wenn ein Ziel erreicht ist. Bereits frühere Studien hatten darauf hingedeutet, dass risikofreudige Menschen Dopamin anders verarbeiten als vorsichtigere Charaktere. Zudem gilt der Botenstoff als Schlüsselfaktor für das Entstehen einer Sucht.
New Scientist, Onlineveröffentlichung ddp/wissenschaft.de ? Mascha Schacht
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