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Poseidons Blitz-Krieger

Erde|Umwelt

Poseidons Blitz-Krieger
Antennen, Teleskop-Augen und bizarre Waffen: Fangschreckenkrebse gehören zu den faszinierendsten Kreaturen der Unterwasserwelt. Die unterschiedlichen Arten bilden zwei Gruppen: die sogenannten Schmetterer und die Speerer. Die einen zertrümmern ihre Beute mit Keulen, die anderen schnappen sie stattdessen mit zwei länglichen Klauen und spießen sie auf. Beide Waffensysteme haben dabei eins gemeinsam: Sie bringen dem Opfer in Sekundenbruchteilen den Tod. Wie die alienartigen Wesen diese blitzartigen Bewegungen erzeugen, haben US-Forscher nun genau analysiert: Während die Schmetterer einen katapultartigen Spannmechanismus für den Keulenschlag einsetzen, beruht die Wucht der Klauen bei der Art Lysiosquillina maculata dagegen offenbar auf reiner Muskelkraft.

Der Schlagmechanismus der Boxkämpfer unter den Fangschrecken war bereits aus früheren Studien bekannt. Die Krebse verhaken dazu Teile ihres Exoskeletts mit den gepanzerten Keulen, spannen die Muskeln an und lassen die Waffen dann mit Geschwindigkeiten von bis zu 23 Metern pro Sekunde vorschnellen. Der Aufprall ist dadurch so heftig, dass Schalen oder Panzer von Meerestieren zerbrechen. Die schlagfertigen Krebse müssen sogar in Aquarien mit extra dicken Glaswänden untergebracht werden, da normale Scheiben den Fausthieben nicht standhalten.


Video: Schmetternde Fangschreckenkrebs-Art zertrümmert eine Muschel.

Über die Details des Fangmechanismus der speertragenden Fangschreckenkrebse war dagegen bisher wenig bekannt. Die entsprechenden Arten lauern im Sand auf vorbeikommende Fische und Garnelen und schnappen diese dann blitzartig mit ihren länglichen Klauen, die im Ruhezustand zusammengefaltet sind. Ursprünglich vermuteten die Forscher, dass der Klappmechanismus der Klauen ähnlich schnell sei wie die Fausthiebe der Keulenträger und ebenfalls auf Spannung beruht. Doch die Untersuchungen von Maya deVries von der University of California in Berkeley zeigten, dass die Blitzattacken zumindest bei L. maculata nicht auf diese Weise ablaufen. Es handelt sich bei dieser Art mit etwa 40 Zentimetern Körperlänge um die größte unter den Fangschreckenkrebsen.


Video: Die speerende Art L. maculata schnappt sich eine Garnele.

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Wenn Fäuste oder Klauen durchs Wasser rasen

Mit dem bloßen Auge sehen die Attacken aller Fangschreckenkrebse einfach nur blitzartig aus. Die Zeitlupenaufnahmen der Forscher belegten aber, dass die Schnapp-Bewegungen von L. maculata doch deutlich langsamer sind als die Schläge der schmetternden Arten. Während deren Keulen 23 Meter pro Sekunde erreichen, schnellen die Klauen des riesigen Krustentiers mit „nur“ 2 Metern pro Sekunde durchs Wasser. Detaillierte Untersuchungen der Fangorgane offenbarten zudem, dass der Grundaufbau der Keulen und Klauen zwar ähnlich ist, dass L. maculata aber keinen Spann-Apparatismus besitzt. Die Bewegung beruht demzufolge auf einer reinen Muskelkontraktion, folgern die Forscher.

Maya deVries und ihre Kollegen vermuten, dass für die Fangtechnik von L. maculata zwar eine schnelle, aber keine so rasante Bewegung wie bei den Schmetterern nötig ist und sich ein solcher Mechanismus deshalb bei dieser Art auch nicht entwickelt hat. Für einen Überraschungsangriff reichen 2 Meter pro Sekunde locker aus, für tödliche Schlagkraft müssen es dagegen offenbar die noch schnelleren 23 Meter pro Sekunde sein. Das Antriebssystem durch gehaltene Spannung ist aber anscheinend durchaus auch bei einigen der speertragenden Arten verbreitet, wie weitere Untersuchungen der Biologen zeigten: Bei Alachosquilla vicina beispielsweise konnten sie diesen Mechanismus nachweisen. Diese Tiere kommen auf eine Klauen-Geschwindigkeit von immerhin 6 Metern pro Sekunde. Sie sind allerdings deutlich kleiner als die bis zu 40 Zentimeter langen Exemplare von L. Maculata. Möglicherweise gibt es für den Federmechanismus also eine Maximalgröße, vermuten die Forscher. Dieser Frage wollen sie nun in weiteren Untersuchungen an den bizarren Tieren nachgehen.

Maya deVries (University of California, Berkeley) et al.: J Exp Biol, doi: 10.1242/​jeb.075317 © wissenschaft.de – Martin Vieweg
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