Die Diagnose “HIV-positiv” scheint für einige Betroffene eine befreiende Wirkung zu haben. Eine amerikanische Studie bestätigt die von vielen Ärzten bislang nur anekdotisch wiedergegeben Erfahrung aus ihrer Praxis, dass HIV-Infizierte ihr Leben nach der Diagnose oftmals als glücklicher empfinden.
Etwa ein Drittel von 450 Befragten HIV-Infizierten gab an, dass sie optimistischer seien und ein befriedigteres Leben führten als vor der Diagnose, berichtete der Mediziner Joel Tsevat von der Universität Cincinnati auf einem Treffen von Internisten in Vancouver. Die Betroffenen machten sich weniger finanzielle Sorgen und sind wegen ihrer Krankheit oftmals nicht so bekümmert wie andere ernsthaft erkrankte Patienten. Viele der Befragten gaben zudem an, nun religiös engagierter zu sein.
Die Studienergebnisse bestätigen eine von Tsevat bereits in den 90ern durchgeführte kleinere Studie, nach der viele HIV-Positive ihr Leben bewusster genießen als vor der Diagnose.
Allerdings erklärten auch ein Drittel der Befragten, dass sie nach der niederschmetternden Diagnose stärker mit ihrem Leben haderten. “Wenn viele sagen, dass es ihnen besser geht, ist nun die Frage, was wir für diejenigen tun können, die an der Krankheit verzweifeln”, sagt Tsevat. Dem will der Forscher in einer Fortführung der Studie nachgehen. Wahrscheinlich helfe vielen Betroffenen schon ein verbesserter psychologischer und spiritueller Beistand oder Zuwendungen bei finanziellen Notlagen, sagt Tsevat.
ddp/bdw ? Andreas Wawrzinek