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Pottwale: Nordsee-Strandung untersucht

Erde|Umwelt

Pottwale: Nordsee-Strandung untersucht
Gestrandete Pottwale
Gestrandete Pottwale an der deutschen Küste (Foto: Sonja von Brethorst)

Vor gut zwei Jahren strandeten 30 junge Pottwale an der Nordseeküste – unter anderem vor Helgoland und Büsum. Doch woher diese Meeressäuger stammten und ob alle zu einer Gruppe gehörten, war damals unklar. Jetzt haben Wissenschaftler dies mithilfe von toxikologischen und genetischen Analysen aufgeklärt. Ihr Ergebnis: Die Pottwale gehörten zu zwei getrennten Gruppen – einer aus der Meeresgegend um die Kanaren und einer aus dem Nordatlantik.

Weltweit kommt es immer wieder zu Strandungen von Walen. Manchmal werden dabei ganze Gruppen der Meeressäuger auf den Strand gespült, teilweise noch lebend, teilweise aber auch tot. Die Ursachen für diese Strandungen sind jedoch bisher ungeklärt. Mögliche Faktoren sind die Meeresverschmutzung, Lärm, Magnetfeldschwankungen oder auch Einflüsse von Wind und Strömungen.

Spurensuche bei 24 gestrandeten Pottwalen

Auch an deutschen Küsten kommt es hin und wieder zu solchen Walstrandungen. Besonders ausgeprägt war dies im Januar und Februar 2016, als 30 junge männliche Pottwale an Nordsee-Stränden Frankreichs, Großbritanniens, der Niederlande und Deutschlands strandeten. An der deutschen Küste wurden die Tiere auf Helgoland, vor Büsum und an der Küste von Dithmarschen gefunden. Dass alle Pottwale männlich waren ist kein Zufall, denn junge Männchen leben einige Zeit in Junggesellenverbänden zusammen, bevor sie später zu Einzelgängern werden.

Um herauszufinden, woher diese Meeressäuger stammten und ob sie alle zu einer Gruppe gehörten, haben nun Joseph Schnitzler von der Tierärztlichen Hochschule Hannover und seine Kollegen 24 dieser Pottwale näher untersucht. Es ist bekannt, dass sich in den Körpern einzelner Meeressäuger je nach geografischem Lebensraum und Nahrung unterschiedliche Konzentrationen chemischer Schadstoffe ansammeln können – es entstehen sogenannte Kontaminationsprofile. Diese Kontaminationsprofile haben die Wissenschaftler bei den 24 Pottwalen nun untersucht, zusätzlich führten sie Genanalysen durch.

Zwei Gruppen

Die Auswertungen ergaben, dass die Tiere zu zwei Gruppen unterschiedlicher Herkunft gehörten. Die Pottwale, die im Januar auf Texel in den Niederlanden, auf Helgoland und vor Büsum strandeten, kamen demnach aus stärker mit organischen Stoffen verschmutzten Gebieten. Die Forscher vermuten, dass diese Pottwalgruppe aus dem Meeresgebiet um die Kanarischen Inseln stammen könnte. “Dass wir in den Proben dieser Tiere auch höhere Konzentrationen Arsen nachweisen können, unterstützt unsere Annahme. Arsen findet man vor allem im Bereich geothermisch aktiver Regionen wie den Azoren und vulkanischen Brennpunkten wie den Kanarischen Inseln und den Kapverden”, erklärt Schnitzler.

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Anders war dies bei den zehn Pottwalbullen, die vor Dithmarschen und vor Büsum strandeten. Bei ihnen fanden die Forscher niedrigere Konzentrationen organischer Stoffe und Arsen, dafür aber höhere Konzentrationen an Zink und Barium. Weil Zink typischerweise in tieferen Wasserschichten vorkommt und Barium ein Indikator für arktische Wassermassen ist, lokalisieren die Wissenschaftler die Heimat dieser Tiere in den tieferen nordatlantischen Nahrungsgebieten rund um den norwegischen Schelfrand.

Die Genanalysen bestätigten diese Zuordnung: “Die Kombination der toxikologischen und der genetischen Daten lässt darauf schließen, dass unter den gestrandeten Pottwalen zwei Gruppen unterschiedlicher Herkunft waren: Eine Gruppe stammt aus dem Gebiet der Kanarischen Insel und eine aus dem nördlichen Teil des Atlantiks”, erklärt Schnitzler. Das bedeutet: Im Spätwinter 2016 haben mindestens zwei verschiedene Junggesellenverbände von Pottwalen die Orientierung verloren und sind gestrandet. “Beide Gruppen machten den gleichen Fehler, in die Nordsee zu schwimmen”, so die Forscher. “Das könnte auf eine gemeinsame Ursache hinweisen oder auf einen Einfluss, der beide Walgruppen fehlleitete.”

Quelle: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Fachartikel: Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-018-29186-z

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