Interessanterweise findet sich die Häufung der anomalen Zellen sich bereits in einem Stadium, in dem den Betroffenen noch nichts anzumerken ist. Im Lauf der Erkrankung scheinen dann bevorzugt die ungewöhnlichen Zellen abzusterben, so dass in den Endstadien nur noch wenige nachweisbar sind. „Wir sind daher relativ sicher, dass diese übergroße Gruppe an hyperploiden Zellen schon während der Gehirnentwicklung des Kindes entsteht“, sagt Arendt. Da sie jedoch weniger robust und anfälliger für Schäden seien, sterben sie mit der Zeit ab – mit der Konsequenz, dass das Gehirn seine normale Funktion nicht mehr aufrechterhalten kann.
Sollte sich bestätigen, dass das Zuviel an Chromosomen tatsächlich der entscheidende Auslöser für den Zelluntergang und damit die Krankheit ist, stehen die Forscher allerdings vor einem Problem: Hyperploidie ist irreversibel, das heißt, es ist nicht möglich, die betroffenen Zellen in den Normalzustand zu versetzen. Die hyperploiden Zellen stürben auf jeden Fall ab, sagt der Forscher. Es eröffne jedoch die Möglichkeit, schon früh vorherzusagen, wer mit einer hohen Wahrscheinlichkeit an Alzheimer erkranken wird – vorausgesetzt, es stünde eine Methode zur Verfügung, mit der man ins Gehirn hineinschauen könne.
Die jetzt vorliegenden Erkenntnisse werfen zudem eine ganze Reihe weitere Fragen auf: Warum ist eine hyperploide Zelle so anfällig für den Zelltod? Ist diese Fehlentwicklung auch in anderen Organen als dem Gehirn nachweisbar? Gibt es unter Umständen schädliche Einflüsse auf Mutter und Kind in der Schwangerschaft, die zu einer solchen Entwicklungsstörung des Hirns führen? Schnelle Antworten darauf wird es allerdings aus Sicht von Arendts nicht geben.