Der Zoologe Josef H. Reichholf hat die höchste Ehrung des Verbandes deutscher Biologen erhalten: die Treviranus-Medaille. Sie ist nach dem Bremer Arzt und Naturforscher Gottfried Reinhold Treviranus (1776 bis 1837) benannt und wird in unregelmäßigen Abständen an Forscher verliehen, die sich in der Öffentlichkeit für biologische Themen einsetzen und diese einem breiten Publikum vermitteln.
Reichholf ist Professor für Allgemeine Zoogeographie und Ornithologie an der Universität München und übt zahlreiche ehrenamtliche Tätigkeiten aus – unter anderem ist er Präsidiumsmitglied des WWF und Sachverständiger im Bundesumweltministerium. Der 60-Jährige hat darüber hinaus mehr als 50 Bücher geschrieben. Zu den bekanntesten gehören „Der Tanz um das goldene Kalb“, „Die falschen Propheten“ und „Die Zukunft der Arten“. In seinen Veröffentlichungen vertritt Reichholf, der unter Kollegen als Querdenker gilt, immer wieder unbequeme Thesen zum Natur- und Artenschutz. So seien die meisten Arten nicht durch das Klima oder natürliche Feinde bedroht, sondern durch die Massentierhaltung in der Landwirtschaft. Dadurch würden Ökosysteme zerstört und Lebensraum vernichtet. Gleichzeitig fordert der Wissenschaftler ein Umdenken beim Naturschutz. Dessen Ideologien seien viel zu oft rückwärts gewandt. „Wenn man die Grundhaltung nicht aufgibt, dass die Natur ohne den Menschen gut und richtig ist, liegt man total daneben“, meint Reichholf. „Wer das sagt, sollte mal in die Welt der Parasiten schauen, die Tiere und Pflanzen angreifen und massenweise verhungern lassen.“