Für ihre Untersuchungen erfassten Yoav Gilad und seine Kollegen mittels genetischer Tests die Profile der aktiven Erbanlagen in den Immunzellen von 49 weiblichen Tieren aus zehn unterschiedlichen Affengruppen. Der Vergleich der Ergebnisse mit dem jeweiligen Sozialstatus der Tiere offenbarte, dass die Aktivität von 987 Genen von diesem Faktor beeinflusst wird. Darunter waren 112 Erbanlagen, von denen eine direkte Funktion im Rahmen des Immunsystems bereits bekannt ist, berichten die Forscher. Die Ergebnisse waren ihnen zufolge so deutlich, dass sie in der Lage waren, den individuellen sozialen Rang eines Tieres mit 80 prozentiger Genauigkeit allein anhand seines Genaktivitätsprofils vorherzusagen.
Bei neuem Rang gleicht sich die Genaktivität an
Weitere Untersuchungen von Yoav Gilad und seinen Kollegen machten deutlich, dass die genetischen Profile sehr flexibel reagieren können, wenn sich der Sozialstatus eines Tieres verändert. Die Forscher beeinflussten dazu gezielt die Zusammensetzungen der Affengruppen, um Verschiebungen in der Hierarchie zu erreichen. Sie entnahmen beispielsweise das ranghöchste Tier einer Gruppe und führten es in eine neue ein. Die nachfolgenden genetischen Analysen belegten dann, dass sich die Genexpression bei Tieren, die eine neue Position in der Gruppe erhalten hatten, sehr schnell an das typische Niveau ihres neuen Status anglich.
Den Wissenschaftlern zufolge passt die starke Wirkung des Sozialstatus auf immunsystemrelevante Gene zu den Ergebnissen früherer Studien, die bereits nahelegt hatten, dass chronischer Stress rangniedrige Tiere krankheitsanfällig macht. Auf menschliche Verhältnisse projiziert sei die Rangfolge einer Affengemeinschaft mit unserer gesellschaftlichen Stellung vergleichbar, sagen die Forscher. Auch beim Menschen zeigen Untersuchungen, dass ein niedriger sozioökonomischer Status mit einem erhöhten Krankheitsrisiko verbunden ist. Welche Ursachen dieser Effekt hat, ist bislang ziemlich umstritten. Yoav Gilad und seine Kollegen sehen in ihren Ergebnissen nun einen Hinweis darauf, dass auch beim Menschen ein ähnliches Prinzip wie bei den Rhesus-Affen zugrundeliegen könnte.