Ratten erinnern sich detailgenau an Geschehnisse und haben deshalb wahrscheinlich ein Gedächtnis vom Ablauf von Ereignissen, sagen amerikanische Forscher. Die Tiere behalten persönliche Erfahrungen auf eine ähnliche Art wie Menschen im Gedächtnis, zeigen ihre Experimente. Die Erkenntnisse sollen zum besseren Verständnis beitragen, wie Menschen mit Alzheimer oder anderen Demenzerkrankungen ihre Erinnerung verlieren.
Die Forscher um Crystal benützten einen strahlenförmigen Irrgarten mit einem Zentrum, von dem acht Gänge ausgingen. In diesem konnten die Laborratten nach Nahrung suchen. Die Gänge enthielten als Lockmittel unterschiedliches Futter, das entweder nach Trauben oder Himbeeren roch oder das keinen ausgeprägten Geruch hatte. Immer nach sechs Stunden füllten die Forscher nur die Futterstellen mit dem eindeutig riechenden Futter wieder auf. Die Ratten suchten daraufhin bevorzugt die Orte mit dem riechenden Futter auf, wenn diese nach dem Zeitplan wieder gefüllt werden sollten. Dies weise darauf hin, dass die Nager ein Gedächtnis dafür haben, wann etwas geschieht, so die Forscher.
Diese Ansätze eines Episodengedächtnisses konnten die Forscher auch in einem weiteren Experiment zeigen. Dabei fütterten die Wissenschaftler die Tiere schon vorab mit Futter in einer Geschmackrichtung, die auch im Irrgarten zu finden war. Die Tiere verloren daraufhin teilweise das Interesse an diesem Geschmack und reduzierten die Besuche an diesen Futterstellen, während sie die anderen wohlriechenden Nahrungsquellen weiterhin regelmäßig aufsuchten.
Durch wiederholte Versuche konnten die Psychologen zeigen, dass die Ratten ein detailliertes Gedächtnis an erlebte Ereignisse haben und sich erinnern, wo und wann diese passierten. Laut den Forschern wurde das noch nie bei Säugern im Labor nachgewiesen. Allerdings hatten Wissenschaftler ein ähnliches Verhalten schon bei den zu den Rabenvögeln gehörenden Buschhähern gezeigt.
Stephanie Babb (University of Georgia, Athens) und Jonathon Crystal ( University of Georgia, Athens): Current Biology (Doi 10.1016/j.cub.2006.05.025) wissenschaft.de ? Beate Förster