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Reis mit Ohren

Erde|Umwelt

Reis mit Ohren
Pflanzen können hören: Sie besitzen Gene, die auf Geräusche reagieren, haben Forscher aus Südkorea entdeckt. Töne mit Frequenzen von 125 und 250 Hertz sorgen beispielsweise für eine erhöhte Aktivität der betreffenden Erbgutabschnitte, während sehr tiefe Töne die Aktivität herunterfahren. Eine der Regionen, die diese Reaktion steuern, könnte nach Ansicht der Wissenschaftler auch mit fremden Genen gekoppelt werden und diese so ebenfalls geräuschempfindlich machen. Andere Genforscher betrachten die Arbeit des Teams um Mi-Jeong Jeong vom Nationalinstitut für landwirtschaftliche Biotechnologie in Suwon allerdings mit gehöriger Skepsis.

Auf die Spur kamen die Wissenschaftler den Hör-Genen, als sie Reispflanzen mit klassischer Musik ? darunter Beethovens Mondscheinsonate ? und einigen Tönen mit definierten Frequenzen beschallten. Die Musik ließ die Pflanzen kalt, Töne mit Frequenzen von 50, 125 und 250 Hertz veränderten hingegen messbar die Aktivität von zwei Genen namens „ald“ und „rbcS“, zeigte die Auswertung. Da beide Erbgutabschnitte auch auf Licht reagieren, vermuten die Forscher, dass die Pflanzen Schall einfach als alternativen Regler für ihre Genaktivität nutzen.

Verantwortlich dafür sind anscheinend die Kontrollregionen der Gene, Promotoren genannt: Als das Team um Mi-Jeong den ald-Promotor vor einen anderen Erbgutabschnitt setzte, reagierte auch dieser auf Geräusche, und zwar in der gleichen Weise wie die unveränderten ald- und rbcS-Gene. Die Forscher halten es daher für möglich, mithilfe des ald-Promotors in Zukunft Pflanzen zu erzeugen, bei denen Gene gezielt an- und ausgeschaltet werden können ? einfach, indem sie mit bestimmten Tönen beschallt werden.

Andere Wissenschaftler sind weniger euphorisch, was die Beurteilung der Ergebnisse angeht. Philip Wigge vom renommierten John-Innes-Zentrum im englischen Norwich etwa hält die von den Südkoreanern eingesetzten Techniken für veraltet. Er bemängelt zudem, dass wichtige Kontrollexperimente nicht durchgeführt wurden und die Probenmenge viel zu klein war. Und selbst wenn Schall tatsächlich die Genaktivität beeinflussen kann, bliebe die Frage offen, ob das in der Praxis überhaupt eine Wirkung habe, gibt sein Kollege Martin Parry zu bedenken, der an der landwirtschaftlichen Forschungseinrichtung Rothamsted ebenfalls mit dem rbcS-Gen arbeitet. So könnte beispielsweise Wind, der rbcS bekanntermaßen beeinflusse, den Schalleffekt überdecken.

New Scientist, 1. September, S. 30 Originalarbeit der Forscher: Mi-Jeong Jeong (National Institute of Agricultural Biotechnology, Suwon) et al.: Molecular Breeding, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1007/s11032-007-9122-x ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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