Die Bewohner des Nahen Ostens waren einer genetischen Studie zufolge die ersten, die den Auerochsen (Ur) zum Haustier machten. Von dort aus breiteten sich die Hausrinder dann über Europa und schließlich über die ganze Welt aus. Das berichten die Forscher um Daniel Bradley vom Trinity College in Dublin im britischen Fachmagazin „Nature“ (Bd. 410, S. 1088) vom Donnerstag. Sie hatten Gene von 392 verschiedenen Hausrindern aus Europa, Afrika und dem Nahen Osten untersucht.
Ein Vergleich mit dem in Knochenresten erhaltenen Erbgut des Auerochsen bestätigt zwar die bislang bekannte Abstammung der Hausrinder von diesem damals in der gesamten Alten Welt verbreiteten Wildrind. Doch die Untersuchung widerlegt bisherige Spekulationen, nach denen die Auerochsen an verschiedenen Stellen in Europa – möglicherweise sogar mehrfach – zu Haustieren wurden. Das Rind sei vor rund 8.000 Jahren im Bereich des heutigen Anatolien, Syrien und Irak domestiziert worden, sagte Bradley der dpa. Die Menschen in der Region hatten auch den Ackerbau entwickelt.
Lange Zeit dienten die Rinder als Arbeitstiere und Fleischlieferanten. Erst ihr Einsatz als Zugtiere vor dem Pflug ermöglichte nach wissenschaftlicher Ansicht den Übergang vom jungsteinzeitlichen Hackbau zu einer höher entwickelten Ackerbaukultur und die Weiterentwicklung zur heutigen europäischen Kultur. Zu Milchlieferanten wurden die Rinder erst Jahrtausende nach ihrer Zähmung zum Haustier.
dpa
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