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Rückschlag für Selen

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Rückschlag für Selen
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Selen-Kapseln erhöhen möglicherweise das Diabetesrisiko. Foto: Markus Würfel
Selen-Tabletten können das Risiko für Diabetes erhöhen. Das zeigt die Auswertung einer amerikanischen Studie. Teilnehmer, die fast acht Jahre lang täglich ein Präparat mit 200 Mikrogramm Selen schluckten, erkrankten häufiger an Diabetes als die Kontrollgruppe, die lediglich ein wirkstofffreies Placebo bekam.

Das ursprüngliche Ziel der Studie war es, die Wirkung des Spurenelements Selen auf Hautkrebs zu untersuchen. Dafür hatten Wissenschaftler bereits in den 80er-Jahren 1.300 Teilnehmer ausgewählt, die an Hautkrebs erkrankt waren. Die tägliche Einnahme von Selen in Form von Selenhefe konnte die Patienten nicht vor weiteren Tumoren der Haut schützen, ergab die Auswertung. Zehn Jahre nach Veröffentlichung dieser Ergebnisse untersuchten Saverio Stranges und seine Kollegen nun, welche Auswirkungen das Selenhefe-Präparat auf das Diabetesrisiko der Hautkrebspatienten hatte.

Teilnehmer, die bereits vor Beginn der Krebsstudie an Diabetes erkrankt waren, wurden dabei nicht berücksichtigt. Von den 600 Patienten, die Selen einnahmen, waren nach fast acht Jahren etwa zehn Prozent an Diabetes mellitus vom Typ 2 erkrankt, dem so genannten Altersdiabetes. Bei der Placebo-Gruppe waren es nur sechs Prozent. In der Selen-Gruppe war das Diabetesrisiko somit fast fünfzig Prozent höher als in der Placebo-Gruppe.

Auf welche Weise die hohe Selenzufuhr das Risiko für Diabetes erhöhen konnte, wissen die Forscher noch nicht. Das Spurenelement kommt von Natur aus in verschiedenen Lebensmitteln vor und gilt als lebensnotwendig. Nach Schätzungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung reichen jedoch dreißig bis siebzig Mikrogramm Selen aus, um den täglichen Bedarf eines Erwachsenen zu decken. Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln bewerben Selen auf Grund seiner antioxidativen Eigenschaften mit einer Vielzahl an positiven Wirkungen: Selen-Präparate sollen beispielsweise die körpereigene Abwehrkraft stärken oder Alterungsprozesse verzögern. Vielversprechende Ergebnisse lieferte Selen in Studien zur Vorbeugung von Prostatakrebs.

Die Ergebnisse bedeuteten weitere schlechte Nachrichten für Nahrungsergänzungsmittel, kommentiert der Epidemiologe Eliseo Guallar von der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore. Etwa sechzig Prozent der US-Amerikaner schlucken Mulitvitamin-Tabletten. Viele solcher Supplemente enthalten auch Selen, meist zwischen 33 und 200 Mikrogramm. Wie viele Deutsche Selen einnehmen und in welchen Mengen, ist derzeit nicht bekannt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hält eine tägliche Zufuhr von dreißig Mikrogramm Selen aus Nahrungsergänzungsmitteln für unbedenklich.

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Saverio Stranges ( Universität Buffalo) et al.: Annals of Internal Medicine, Bd. 147, Nr. 3 ddp/wissenschaft.de ? Larissa Kessner
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