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Salamandern und Molchen droht der Pilz-Tod

Erde|Umwelt

Salamandern und Molchen droht der Pilz-Tod
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Infizierter Feuersalamander. Credit: Ghent University
Massenhaft tote Lurche: Bereits seit Jahren rafft eine Pilzerkrankung Frösche und andere Amphibien weltweit dahin. Nun könnte das Amphibiensterben sogar Stufe zwei erreichen, warnen Forscher: Ein weiterer Erreger, der speziell Salamander und Molche befällt, könnte dvielen Arten in Europa und vermutlich bald auch in Amerika den Garaus machen.

In den Niederlanden fing es an: Die Bestände des Feuersalamanders ( Salamandra salamandra) brachen plötzlich dramatisch ein. Im Jahr 2013 folgte dann die Diagnose: Eine bis dahin unbekannte Pilzerkrankung war für das Massensterben verantwortlich. Der Erreger ist mit dem bereits berüchtigten Amphibien-Killer Batrachochytrium dendrobatidis verwandt. Er gilt als der Verursacher des sogenannten Amphibiensterbens, das für einige Arten von Frosch und Co. bereits das Aus bedeutete. Der neue Todes-Pilz hat es im Gegensatz zu B. dendrobatidis aber offenbar speziell auf Schwanzlurche – Salamander und Molche – abgesehen. Man gab ihm deshalb den bezeichnenden Namen Batrachochytrium salamandrivorans – „Salamander-Fresser“.

Ein internationales Forscherteam um An Martel von der Universität Ghent hat den Pilz nun genau unter die Lupe genommen, um dass Gefahrenpotenzial zu erfassen, das von ihm ausgeht. Sie untersuchten, wie weit verbreitet B. salamandrivorans bereits ist, welche Arten der Erreger befallen kann und wie hoch die Sterblichkeitsrate bei der Infektion ist. Darüber hinaus machten sie sich auf die Spur der Erkrankung – sie wollten herausfinden, woher B. salamandrivorans ursprünglich stammt.

Der „Salamander-Fresser“ tötet effektiv

Die Wissenschaftler kamen zu alarmierenden Ergebnissen: Der Pilz kann offenbar viele Salamander- und Molch-Arten befallen und tötet sie schnell und effektiv. Bisher konnten sie den Erreger zwar nur in den Niederlanden und Belgien nachweisen, doch ihnen zufolge rollt nun die Welle: Vermutlich wird sich B. Salamandrivorans in Europa immer weiter ausbreiten. Was genau zum Tod der Schwanzlurche führt, ist noch nicht geklärt, aber offenbar versagen lebenswichtige Funktionen der sensiblen Haut der Tiere.

Den Recherchen der Wissenschaftlern zufolge stammt der Erreger ursprünglich aus Ostasien und wurde durch den internationalen Handel mit Amphibien erst kürzlich nach Europa verschleppt. An den einheimischen Arten in Thailand, Vietnam und Japan verursacht B. Salamandrivorans keine Krankheitssymptome. Sie sind offenbar bereits seit langem an den Pilz angepasst. „Wenn eine Krankheit lange Zeit präsent ist, entwickeln Tiere Widerstandskraft gegen sie“, erklärt Martel. „Die Globalisierung hat jedoch zu einer Bewegung von Menschen und Tieren auf der ganzen Welt geführt, wodurch Krankheitserreger in Kontakt mit Wirten kommen, die keine Widerstandskraft entwickeln konnten.“

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Den Arten Amerikas droht nun ebenfalls die Pandemie

Was in Europa momentan passiert, könnte bald auch den amerikanischen Salamander- und Molcharten blühen, sagen die Forscher. Ihren Untersuchungen zufolge sind die dortigen Arten ebenfalls extrem empfindlich gegenüber einer Infektion mit B. Salamandrivorans. Asiatische Salamander und Molche werden rund um den Globus in großer Anzahl für die private
Tierhaltung verschickt: Über 2,3 Millionen Feuerbauchmolche wurden etwa zwischen 2001 und 2009 in die USA transportiert. „Diese Art ist als Träger der Pilzkrankheit bekannt“, sagt Co-Autor Benedikt Schmidt von der Universität Zürich. Das birgt große Gefahren, denn gemäß der neuen Studie wird der Erreger über direkten Kontakt und auch über die Artgrenzen hinweg übertragen. „Unsere Studie zeigt, dass ein Import von exotischen Spezies ohne angemessenes Screnning auf infektiöse Krankheiten ein großes Risiko für einheimische Tiere darstellt. Die Länder sollten daher rasch Vorkehrungen zur Biosicherheit einführen, um die Ausbreitung dieses Erregers zu verhindern“, mahnt der Wissenschaftler.

Mehr zum Thema:

Impfung gegen Amphibien-Killer

 

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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