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Saumäßige Launen nachgewiesen

Erde|Umwelt

Saumäßige Launen nachgewiesen
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Schweine sind launenhafte Persönlichkeiten. (Foto: janecat/iStock)
„Ach das hat doch alles keinen Sinn“ oder „das klappt bestimmt“: Pessimistische und schlecht gelaunte Menschen haben negative Erwartungen. Sind wir hingegen gut drauf, blicken wir eher positiv in die Zukunft. Offenbar gilt genau dieser Zusammenhang auch für Schweine, zeigt eine experimentelle Studie: Verhaltensweisen und Entscheidungen dieser Tiere werden durch ihre individuelle Persönlichkeit und die jeweilige Laune beeinflusst.

Menschen sind ausgesprochen eigen – doch auch bei vielen Tierarten findet man bekanntlich starke Charakterunterschiede zwischen Individuen: Was Hunde- und Katzenbesitzer aus persönlicher Erfahrung schon wissen, hat die Forschung der letzten Jahre ebenfalls klar dokumentiert. Auch für Schweine gilt in diesem Zusammenhang: Die Persönlichkeitsmerkmale unterscheiden sich von Tier zu Tier deutlich. Beim Menschen beeinflusst der jeweilige Charakter in Kombination mit der aktuellen Gemütslage intensiv, wie wir uns verhalten und welche Entscheidungen wir treffen. Doch gilt dieser Zusammenhang auch für die Schweine-Persönlichkeiten? Dieser Frage ist nun ein Forscherteam um Lisa Collins von der University of Lincoln nachgegangen.

Schwein ist nicht gleich Schwein!

Im Rahmen ihrer Studie untersuchten die Forscher das Verhalten von Hausschweinen (Sus scrofa domesticus), deren individuelle Charakterzüge sie zunächst durch Beobachtungen feststellten. Grob lassen sich die Tiere dabei in zwei Kategorien einteilen: Proaktive Schweine sind eher aktiv und forsch, reaktive Tiere hingegen vergleichsweise zurückhaltend und passiv. Menschen lassen sich ebenfalls in diese beiden Lager aufteilen. Proaktivität ist bei uns mit Extrovertiertheit und einer eher optimistischen Grundeinstellung verknüpft. Reaktive Menschen zeigen hingegen oft neurotische und pessimistische Tendenzen.

Für ihre Tests teilten die Forscher die Schweine in zwei Gruppen auf: Eine wurde in einer für sie unerfreulichen, kargen Umgebung untergebracht, die andere Gruppe hingegen in einem saumäßig netten Ambiente mit Abwechslung und Beschäftigungsmöglichkeiten. Beide Gruppen machten die Forscher mit zwei unterschiedlich aussehenden Futterbehältern vertraut. Der eine bot süße Leckereien – die Tiere begriffen das schnell und reagierten sichtlich freudig und gierig auf den Anblick dieses Behälters. Der andere stand hingegen für Enttäuschung: Er enthielt bittere Kaffeebohnen. Dementsprechend wenig erfreut reagierten die Tiere auf den Anblick dieses Gefäßes.

Pessimistisch bei schlechter Haltung

Doch nun konfrontierten die Forscher die Tiere mit einem Gefäß, dessen Aussehen eine Mischung zwischen dem erfreulichen und unerfreulichen Anblick der beiden bekannten Schüsseln darstellte. Die Frage war nun: Reagieren die Tiere mit freudiger Erwartung wie bei der Süßigkeiten-Schüssel oder enttäuscht wie bei der scheußlichen Kaffeebohnen-Version? Mit anderen Worten: Haben sie eher optimistische oder pessimistische Erwartungen?

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Es zeigte sich: Schweine mit einer proaktiven Persönlichkeit reagierten generell eher optimistisch. Doch bei den reaktiven Tieren machte sich der Effekt der jeweiligen Haltungsbedingungen auf die Laune deutlich bemerkbar: Die Tiere aus der angenehmen Unterkunft reagierten auf die undefinierbar aussehende Schüssel optimistisch – sie vermuteten demnach Leckereien. In dem Verhalten der Individuen aus den trüben Haltungsbedingungen spiegelte sich hingegen Pessimismus wider – vermenschlicht ausgedrückt „dachten“ sie offenbar: „Ach, da sind doch bestimmt eh nur wieder eklige Kaffeebohnen drin“.

„Die Ergebnisse unserer Studie zeigen deutlich, dass diese Schweine in einer schlechten Umgebung eher pessimistisch drauf sind – in einer besseren hingegen optimistischer“, resümiert Collins. „Die Kombination von grundlegenden Charaktermerkmalen mit momentanen Stimmungen beeinflusst also nicht nur beim Menschen das Verhalten“, folgert die Forscherin. Co-Autorin Lucy Asher von der Newcastle University ergänzt: „Vermutlich gibt es bei Schweinen und möglicherweise auch bei anderen Tieren in diesem Zusammenhang ähnliche kognitive Prozesse wie beim Menschen. Die Studie gibt einen faszinierenden Einblick in den Verstand dieser intelligenten Tiere und ebnet nun den Weg für zukünftige Untersuchungen“, so die Verhaltensforscherin.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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