Wie die Forscher berichten, lässt eingeleitetes Kohlendioxid das Meerwasser saurer werden, der pH-Wert erniedrigt sich. Ähnlich wie saurer Regen Süßwasserfische in Mitleidenschaft zieht, so würde das Treibhausgas dazu führen, dass der ohnehin schon langsame Stoffwechsel der Tiefsee-Wesen in eine Art Winterschlaf versetzt wird, aus dem die Tiere vielleicht nie wieder erwachen. Wachstum und Fortpflanzung würden sich verlangsamen, bei einigen Lebewesen könnte die Sauerstoff-Aufnahme gestört werden und die Kalkschalen von Muscheln könnten sich auflösen.
Die Forscher berechnen, dass sich der pH-Wert aller Weltmeere bis 2100 um 0,1 Punkte erniedrigen würde, wenn genug CO2 eingeleitet wird, um die Konzentration in der Atmosphäre auf 550 ppm (parts per million) zu stabilisieren. Das ist doppelt so hoch wie der vorindustrielle Wert. Heute liegt die CO2-Konzentration bei 365 ppm. Viele Tiefsee-Lebewesen, die seit Jahrtausenden an sehr konstante pH-Werte gewöhnt seien, könnten sich an eine solche Veränderung nicht anpassen, fürchten Seibel und Walsh.
In Science wird außerdem noch eine weitere Möglichkeit diskutiert, die Meere für die Reduzierung des Kohlendioxid-Gehaltes zu nutzen. Algen mit Eisen zu düngen, um Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu entfernen, lehnen Sallie Chisolm vom Massachusetts Institute of Technology und Kollegen ab. Die Risiken seien zu groß: Am Meeresboden könnte der Sauerstoff knapp werden, wenn zu viele tote Algen von oben herab rieseln. Unter solchen Bedingungen gedeihen vor allem Bakterien, die Methan und Lachgas produzieren – sehr viel stärkere Treibhausgase als Kohlendioxid. Die Forscher treten dafür ein, dass die Düngung der Meere mit Eisen nicht zum Kauf von Kohlenstoff-Zertifikaten genutzt werden darf.