Ihre bunte Farbenpracht verdanken Schmetterlinge nicht intensiven Farbstoffen, sondern winzigen Strukturen, die das weiße Sonnenlicht in die schillernden Grundfarben des Lichtspektrums zerlegen. Amerikanische Wissenschaftler erkannten nun zusätzlich, dass Weibchen ihre Partner nicht allein durch ihr buntes Erscheinen, sondern mit polarisiertem Licht anlocken, das durch die Brechung des Sonnenlichts an der nanostrukturierten Flügeloberfläche entsteht. Diese bisher in der Natur einzigartige Eigenschaft beschreiben sie im Fachblatt „Nature“ (Vol. 423, S. 31).
Die Wissenschaftler um Alison Sweeney von der Duke University in Durham analysierten in ihrem Versuch das Verhalten von fünf Männchen der tropischen Schmetterlingsart Heliconis cydno. Mit Polarisationsfiltern schirmten sie dabei die Weibchen ab. Gerade der intensive blaue Anteil an der Flügelfärbung weist unter bestimmten Winkeln einen Polarisationsgrad von bis zu 90 Prozent auf. Eindeutig erkannten sie, dass Weibchen, die durch diese Pol-Filter abgeschirmt waren, von den Männchen seltener als mögliche Partner wahrgenommen wurden.
Bereits bei vielen Falterarten konnten Forscher die Empfindlichkeit der Sehapparate für polarisiertes Licht nachweisen, doch der Sinn dieser Fähigkeit blieb eher im Dunkeln. Nach Meinung von Sweeney und Kollegen könnte diese einzigartige Strategie eine Folge der Anpassung an die Lichtverhältnisse in dichten Tropenwäldern sein. Denn hier schwankt die Beleuchtung und folglich die Farbenpracht der jeweiligen Partner stark durch das teilweise von Blättern verdeckte Sonnenlicht. Doch polarisiertes Licht kann unabhängig von der Intensität der Farben sicher wahrgenommen werden.
Jan Oliver Löfken
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