Der Wissenschaftler Eckart Altenmüller vom Institut für Musikphysiologie und Musiker-Medizin in Hannover wollte zusammen mit seinem Kollegen Marc Bangert von der Harvard Medical School in Boston wissen, wie schnell bei Klavier-Neulingen eine entsprechende Verbindung entsteht. Sie gaben dazu Anfängern zehn Mal zwanzig Minuten Klavierunterricht. Allerdings bekamen die Neulinge weder Noten zu sehen noch durften sie ihre Hände beim Spielen auf einem elektrischen Piano beobachten. Sie sollten lediglich Musikstücke anhören und versuchen, die Melodien durch ihr Fingerspiel zu wiederholen. Auf die Weise wollten die Forscher sicherstellen, dass im Gehirn der Testpersonen neben den Hör- und Bewegungs-Zentren keine weiteren Areale bei der Bewältigung der Aufgabe halfen.
Nach der ersten, fünften und zehnten Unterrichtsstunde maßen die Forscher mit Elektroden auf der Kopfoberfläche, welche Hirnareale aktiv wurden, wenn die Klavierschüler entweder ein Musikstück hörten oder nur still Tasten drückten. Die Forscher fanden, dass bei den Klaviernovizen schon nach der ersten Übungssitzung ähnlich wie bei professionellen Pianisten das Hören von Melodien auch Bewegungsareale aktivierte und umgekehrt das stille Drücken von Tasten die elektrische Aktivität in Hörarealen steigerte. Der Effekt verstärkte sich mit der Anzahl der Klavierstunden.
Interessant fanden Altenmüller und Bangert zudem, dass bei den Testpersonen eine Hörregion im rechten Gehirn aktiv wurde, die dem Broca-Areal auf der linken Kopfseite entspricht. Das Broca-Areal spielt eine zentrale Rolle beim Begreifen von Sprache. Sein Pendant auf der rechten Hirnhälfte scheint eine ähnlich wichtige Rolle beim Verstehen von Musik zu spielen.