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Schreckliches und trauriges hinterlässt unterschiedliche Spuren im Gehirn

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Schreckliches und trauriges hinterlässt unterschiedliche Spuren im Gehirn
Das Gehirn kennt zwei Wege, von Emotionen geprägte Erinnerungen aufzunehmen: Schockierendes prägt sich ganz automatisch ein, während Dinge, die keine Angst auslösen aber dennoch Emotionen wecken, bewusst gespeichert werden. Diese zwei Mechanismen des emotionalen Gedächtnisses beleuchten Elizabeth Kensinger vom MIT in Cambridge und ihre Kollegin Suzanne Corkin in einer Studie, in der sie die Aktivität der beteiligten Gehirnstrukturen maßen. Über ihre Ergebnisse berichten sie in der Fachzeitschrift PNAS (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1073/pnas. 0306408101).

Die Hirnforscherinnen zeigten den 28 Teilnehmern ihrer Studie jeweils zwei Sekunden lang Begriffe, die nach ihrer Wirkung auf Menschen in drei Kategorien eingeteilt waren. Die erste Gruppe waren emotionsgeladene Reizworte wie „Entführung“ oder „Raubmord“. Die zweite Gruppe bestand aus Dingen, die zwar nicht schockieren sollten, aber stark negativ besetzt waren, beispielsweise „Kummer“ oder „Sarg“. Zur Kontrollgruppe gehörten neutrale Wörter, die keine Gefühlsregung auslösen. Zehn Minuten später wiederholten die Wissenschaftler die Abfolge mit einigen neuen Begriffen. Die Versuchspersonen sollten nun angeben, welche davon sie wiedererkannt hatten und ob diese Begriffe sie persönlich berührten.

Mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) machten die Wissenschaftlerinnen die neuronalen Schaltkreise im Gehirn sichtbar, die nötig sind, Neues dauerhaft im Gedächtnis zu verankern. Außer dem Areal Hippocampus, das an dieser Gedächtnisleistung in jedem Fall beteiligt ist, fanden die Wissenschaftlerinnen, dass abhängig von der Natur des Begriffes ein zusätzlicher Bereich aktiviert wird: Die Erkennung von Reizworten führte zur Anregung des Hirnareals Amygdala, das für die emotionale Bewertung von Eindrücken zuständig ist. Bei der zweiten Gruppe von Begriffen wie beispielsweise „Kummer“ oder „Sarg“ beobachteten die Forscherinnen hingegen eine Aktivierung des präfrontalen Kortex, eine Hirnregion, die beispielsweise für das bewusste Auswendiglernen wichtig ist.

Zum Erstaunen der Forscherinnen erinnerten sich die Probanden an diese Gruppe genau so gut wie an die Reizworte, obwohl hier die emotionale Verstärkung durch die Amygdala fehlte. Die Erinnerungsfähigkeit wurde aber deutlich geschmälert, wenn die Probanden nicht ihre volle Aufmerksamkeit auf die Begriffe lenken konnten. Dagegen scheint das Gedächtnis, das von der Amygdala kontrolliert wird, nahezu unbewusst gebildet zu werden. Vermutlich wird diese Gedächtnisleistung durch die Ausschüttung von Stresshormonen des limbischen Systems? zu dem die Amygdala gehört ? begünstigt, schreiben die Autorinnen. Dabei wirke diese Region sozusagen als innere Alarmanlage für Gefahren, die sogar funktionierte, wenn die Probanden zwischendurch immer wieder abgelenkt wurden.

ddp/bdw ? Karin Otzelberger
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