Anfangs erschlossen sich die Greifvögel die Channel Islands, weil sie auf ihrer Heimatinsel Santa Cruz keine schmackhaften Frischlinge fanden. Die jungen Wildschweine der benachbarten Inseln stellten somit eine ausgesprochen lohnende Mahlzeit dar. Dann jedoch machten die Adler Jagd auf die Inselfüchse, was die Fuchspopulation rapide dezimierte. Der etwa katzengroße Inselfuchs, der einmal der dominante Räuber auf den Inseln war, verschwindet zusehends, während die Stinktierpopulation dank der verringerten Konkurrenz wächst.
Die Füchse sind dabei viel anfälliger für die Raubzüge der Steinadler als die Wildschweine oder die Stinktiere, schreiben die Forscher. Die Schweine vermehren sich das ganze Jahr über und fallen den Greifvögeln zudem nur als Jungtiere zum Opfer. Die Stinktiere sind vorwiegend nachtaktiv und landen daher nur selten im Magen der am Tag jagenden Adler. Die Füchse sind sowohl tag- als auch nachtaktiv und werfen nur einmal jährlich wenige Junge. Zudem fressen die Adler auch erwachsene Tiere.
„Hier teilen sich zwei Beute-Spezies einen Räuber, der einen ungleichmäßigen Einfluss ausübt, was eine Art bedroht“, erklärt Gary Roemer von der New Mexico State University, der Leiter der Studie. „Dies ist der erste Fall, der Scheinkonkurrenz durch eine eingewanderte Spezies dokumentiert, der den Rückgang einer einheimischen Art bewirkt. Es könnte ein sehr wichtiger Mechanismus für den weltweiten Rückgang der Artenvielfalt sein“, vermutet Roemer.
Wildschweine wurden schon 1850 gemeinsam mit Schafen auf den Inseln eingeführt. Der Steinadler wurde allerdings erst in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts zum Problem, nachdem der zuvor dort lebende Weißkopfseeadler wegen Jagd und DDT-Verschmutzung ausgestorben war.