Frauen können nach einer schweren Geburt Angstzustände entwickeln, die normalerweise nur nach traumatischen Ereignissen wie schweren Unfällen oder Kriegen auftreten. Diese so genannten post-traumatischen Belastungsstörungen bleiben im Gegensatz zu den häufig nach der Geburt auftretenden Depressionen oft unerkannt. Das schreibt der Psychologe Stephen Joseph von der Universität in Warwick (England) in der Fachzeitschrift „Psychology, Health & Medicine“ (Heft 8, Nr.2).
Etwa zwei bis fünf Prozent der Mütter leiden an dem Syndrom, fasst Joseph die Ergebnisse verschiedener Studien zusammen. Betroffene Frauen bekommen Albträume, können sich nicht entspannen und erleben immer wieder in Rückblenden das schmerzhafte Erlebnis. Als Reaktion auf die sie verfolgenden Bilder und Emotionen meiden sie alles, was sie mit der Geburt in Verbindung bringen: sexuelle Kontakte, ihnen emotional nahe stehende Personen oder bestimmte Situationen. Oft haben sie Probleme, eine normale Bindung zu ihrem Kind aufzubauen.
Eine Geburt kann besonders dann zum traumatischen Erlebnis werden, wenn dabei instrumentelle Eingriffe nötig werden, die Unterstützung des Partners oder des Krankenhaus-Personals fehlt oder die Gebärende sehr wenig über die Vorgänge bei der Geburt weiß. Psychisch labile werdende Mütter müssten bereits früh in der Schwangerschaft besondere Unterstützung erfahren, fordert Joseph. Der Psychologe empfiehlt, einen Test für das Syndrom in den Routine-Check der Mütter aufzunehmen.
ddp/bdw ? Christine Harbig