Wie jede Behandlung mit Medikamenten ist auch eine Sedierung mit gewissen Risiken verbunden. Der kritische Punkt beim Dämmerschlaf: die Atmung wird reduziert. In Ausnahmefällen oder bei einer Überdosierung kann es dadurch zu einem Atemstillstand kommen. „Verschiedene Studien haben zwar immer wieder gezeigt, dass dieses Risiko extrem gering ist – die Anzahl der ausgewerteten Sedierungen war in vielen Untersuchungen aber so gering, dass die Aussagekraft begrenzt war“, erklärt Angelika Behrens vom Vivantes Klinikum Friedrichshain Berlin.
Sie und ihre Kollegen haben deshalb die bislang größte prospektive Studie sedierungsassoziierter Komplikationen in der Endoskopie durchgeführt. Seit 2009 werteten die Wissenschaftler mehr als 350.000 Sedierungen aus, die in 40 deutschen Kliniken vorgenommen wurden. Die Erfassung der Daten erfolgte über ein elektronisches Dokumentationssystem, das bei jeder durchgeführten Endoskopie vollständig vom behandelnden Arzt ausgefüllt wurde.
Das Risiko geht gegen Null
Die Auswertungen ergaben: Nur bei 32 Eingriffen, in weniger als 0,01 Prozent der Fälle, traten schwerwiegende Komplikationen auf. Betroffen waren überwiegend Patienten mit einer oder mehreren schweren Vorerkrankungen oder solche, die notfallmäßig untersucht werden mussten. „Das Risiko für einen gesunden Menschen bei einer Vorsorgeuntersuchung eine schwere Komplikation zu erleiden, geht gegen Null“, resümiert Behrens. Diese Ergebnisse präsentieren die Forscher nun auf der Viszeralmedizin 2014, der gemeinsamen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS).
Die Forscher betonen außerdem erneut die Bedeutung endoskopischer Vorsorgeuntersuchungen: Sie sind wichtig bei der Abklärung von Beschwerden, aber auch in der Krebsvorsorge. Bei der Koloskopie, der Darmspiegelung, erkennt der Arzt beispielsweise auch Vorstufen von Darmkrebs und kann diese, anders als bei vielen anderen Vorsorgeuntersuchungen, sofort entfernen. „Dank der modernen Sedierungsverfahren bekommen Patienten davon gar nichts mit und behalten die Untersuchung auch nicht unangenehm in Erinnerung“, betont Ralf Kiesslich, Direktor der Medizinischen Klinik des St. Marienkrankenhaus Frankfurt am Main und Vorsitzender der Sektion Endoskopie der DGVS.